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Teilnehmer der Sahel-Konferenz

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Sahel-Konferenz beschließt Millionen für Anti-Terror-Truppe

Ende einer Konferenz für eine der ärmsten Regionen der Erde, die Sahel-Zone. Die Europäer wollen den Kampf gegen Boko Haram, Al-Kaida-Ableger und andere Terror-Gruppen verstärken. Auch, um die Migration in die EU einzudämmen. Von Kai Küstner

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag: Das Schicksal Europas und das Schicksal der Sahel-Länder sind unvermeidlich miteinander verknüpft - das war die Botschaft, die von dieser Konferenz ausging. Der Präsident des Staates Niger kleidete das in die folgenden Worte:

"Den Kampf, den wir gegen den Terrorismus führen, führen wir nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt." Mahamadou Issoufou, Präsident Niger

Beide Seiten profitieren

Dass sie für diesen Kampf Hilfe erwarten, daraus machen die Länder am Rande der Sahara kein Geheimnis. Genauso wenig haben die Europäer Probleme damit, zu erläutern, dass sie diese Unterstützung durchaus nicht uneigennützig leisten.

In der Wüsten-Region rund um den Krisenstaat Mali blüht der Drogen- und Waffenschmuggel, gleichzeitig bilden die Länder die Haupt-Durchgangsroute für Flüchtlinge und Migranten, die sich nach Europa durchzuschlagen versuchen.

"Wir können diese illegale Migration nicht erst in Libyen bekämpfen." Bundeskanzlerin Angela Merkel

Erklärte die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel. Dabei helfen, die Probleme in den Griff zu bekommen, soll eine rund 5.000 Mann starke Eingreiftruppe - gebildet aus Rekruten der 5 Sahel-Staaten Mali, Burkina Faso, Niger, Mauretanien und Tschad. Sie sollen den Kampf aufnehmen gegen Terror-Gruppen wie Boko Haram, Al-Kaida-Ableger und andere islamistische Extremisten. Und dabei genauso grenzübergreifend operieren wie diejenigen, gegen die sie vorgehen:

"Hier haben wir heute einen entscheidenden Fortschritt erzielt. Die Eingreif-Truppe ist jetzt im Aufbau begriffen und die Finanzierung nimmt Gestalt an." Bundeskanzlerin Angela Merkel

414 Millionen gegen den Terror

So Merkel, die nach dem Treffen gemeinsam mit dem französischen Staatspräsidenten Macron und dem italienischen Regierungschef Gentiloni vor die Presse trat. Insbesondere diese 3 Länder - Deutschland, Frankreich und Italien - hatten die Pläne für die Eingreiftruppe innerhalb der EU gemeinsam vorangetrieben. Pünktlich zu Konferenzbeginn hatte die EU verkündet, dass sie ihre Unterstützung für die Truppe von 50 auf 100 Millionen Euro verdoppelt. Insgesamt schraubte die internationale Gemeinschaft ihren Beitrag nun auf 414 Millionen Euro - was die Erwartungen übertraf, wie eine zufriedene EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini feststellte.

Skeptiker fürchten Probleme bei der Durchführung

Wenn die Sahel-Staaten selbst für ihre Sicherheit sorgen könnten, sei das die beste Lösung, heißt es von Seiten der Befürworter. Kritiker hingegen geben zu bedenken, dass korrupte Militärs in der Region oft eher Teil des Problems denn der Lösung seien. Und der Entwicklungsexperte Francisco Mari von ‚Brot für die Welt‘ sagte dem ARD-Studio Brüssel: Dass jetzt auf einmal auf Druck der EU Grenzposten in der Region entstanden seien, um die Migration einzudämmen, könne am Ende den gegenteiligen Effekt haben, weil es den Handel zwischen den Staaten hemme und so wieder für mehr Unsicherheit sorge. Der Lage vor Ort mit einer Bevölkerung, die mit Menschenhandel, Terror und Klimawandel zu kämpfen hat, ist sich die EU allerdings sehr wohl bewusst:

"Konflikte und Krisen haben dafür gesorgt, dass 5 Millionen Menschen heimatlos geworden sind." Jean-Claude Juncker, Präsident der Europäischen Kommission

Mehr Stabilität soll Migration eindämmen

Mahnt EU-Kommissionschef Juncker. Der daher genau wie die deutsche Kanzlerin folgert: Um wirksam illegale Migration zu bekämpfen, brauche man sowohl Sicherheit als auch Entwicklung. Die Bunderegierung, erklärte Merkel, würde in den Jahren 2017 bis 2020 insgesamt 1,7 Milliarden Euro für die Sahel-Staaten ausgeben. Denn klar ist: Letztlich verbindet sich mit dem Wunsch nach mehr Stabilität von Seiten der Europäer auch die Hoffnung, die Staaten am Rande der Sahara würden dann künftig weniger Verzweifelte in Richtung Norden, also in Richtung EU, schleusen.