Archivbild: Albrecht Freiherr von Boeselager (zweiter von rechts)
Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Alessandra Tarantino

Papst Franziskus entlässt Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Freiherr von Boeselager

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Papst entlässt deutschen Großkanzler des Malteserordens

Der Malteserorden befindet sich seit Jahren in einer Führungskrise. Papst Franziskus hat nun überraschend den Souveränen Rat des Ordens aufgelöst und den deutschen Großkanzler Albrecht Freiherr von Boeselager abberufen.

Papst Franziskus hat sich überraschend in die schon seit längerem andauernde Führungskrise des Malteserordens eingeschaltet. Der Pontifex löste den Souveränen Rat auf und entließ den deutschen Großkanzler, Albrecht Freiherr von Boeselager, aus seinem Amt.

Generalkapitel für Januar einberufen

Franziskus berief einen provisorischen Souveränen Rat und ein außerordentliches Generalkapitel am 25. Januar 2023 ein, heißt es in einem vom Vatikan veröffentlichten Dekret. Dabei soll ein neuer Rat und ein neuer Großmeister - das höchste Amt im Orden - gewählt werden. Im Amt bleiben sollen demnach der Sonderbeauftragte für den Malteserorden, Kardinal Silvano Maria Tomasi, und Ordensstatthalter Leutnant John Dunlap, der auch Leiter der provisorischen Regierung ist.

Kein Deutscher mehr in Führungsebene

In der Führungsebene der Malteser ist nach der Abberufung Boeselagers nun kein Deutscher mehr vertreten. Er war seit 2014 Großkanzler. 2016 hatte der Papst ihm in einem ordensinternen Machtkampf mit dem damaligen Großmeister, dem Briten Matthew Festing, noch den Rücken gestärkt. Nun hat Franziskus jedoch beschlossen, den Orden radikal zu reformieren und auch die Führung komplett neu aufzustellen.

Spannungen im Reformprozess

Zwischen dem päpstlichen Bevollmächtigten für die Reform des Ordens, Kardinal Silvano Tomasi, und Teilen der Ordensleitung soll es zuletzt Spannungen gegeben haben. Dabei soll es unter anderem um die finanzielle Unabhängigkeit des Ordens gegangen sein. Auch die Souveränität der Malteser und ihre Statuten sollen für Unstimmigkeiten gesorgt haben.

Orden will zeitgemäße Leitungsstruktur

Der Malteserorden strebt eine Reform seiner Verfassung und seines Kodex an. Dabei will man sich eine zeitgemäßere Leitungsstruktur geben, außerdem sind Reformen in Finanzwesen und Compliance, aber auch bei der Berücksichtigung von Frauen geplant. Änderungen an der Organisationsstruktur des Ordens müssen vom Papst genehmigt werden.

Die Malteser sind ein katholischer Orden und als solcher dem Vatikan unterstellt. Völkerrechtlich gilt er jedoch als eigener Träger von Rechten und Pflichten und unterhält auch diplomatische Beziehungen. Weltweit zählt der Malteserorden etwa 13.500 Mitglieder.

Malteser begrüßen Entscheidung

Die Entscheidung des Papstes, eine provisorische Übergangsleitung für den Orden einzusetzen, begrüßten die Malteser. Mit den "väterlichen Maßnahmen" habe der Papst einen Kurs eingeschlagen, "der die Zukunft des Ordens sowohl als Ordensinstitut als auch als souveräne Körperschaft zu sichern verspricht", erklärte der Übergangsleiter, Ordensstatthalter Leutnant John Dunlap, in einer Mitteilung.

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