Papst Franziskus betet vor dem Grab von Papst Coelestin V.
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L’Aquila: Franziskus am Grab des ersten zurückgetretenen Papstes

Franziskus hat bei einem Besuch im italienischen L'Aquila am Grab von Papst Coelestin V. gebetet. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche nennt ihn einen "mutigen Zeugen des Evangeliums". Spekulationen über seinen eigenen Rücktritt bleiben.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Gottesdienst vor der prächtigen Fassade der Basilika Santa Maria di Collemaggio. In dieser Kirche liegt Papst Coelestin V. begraben. Das ist der Grund, warum diese Reise des Papstes in die Abruzzenstadt L’Aquila so viel Aufmerksamkeit erfährt. Denn Coelestin hat vor mehr als 700 Jahren auf sein Amt verzichtet. Als letzter Papst vor Benedikt XVI. Seitdem wird er in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt.

Franziskus über Coelestin V.: "Mutiger Zeuge des Evangeliums"

"Coelestin V. war ein mutiger Zeuge des Evangeliums", sagte Franziskus. "Von der Logik der Macht ließe er sich nicht gefangen nehmen und beherrschen. Wir bewundern in ihm eine Kirche, die frei ist von weltlicher Logik und die bereit ist, die Barmherzigkeit Gottes voll zu bezeugen."

Spekulationen über Rücktritt des Papstes

Franziskus wird immer wieder gefragt, ob auch er sich vorstellen könne, zurückzutreten. Der Rücktritt eines Papstes sei keine "Katastrophe", antwortete er zuletzt. Solche Antworten befeuern Spekulationen. Auch bei seinem Besuch in L’Aquila war Franziskus auf einen Rollstuhl angewiesen, das Gehen fällt ihm wegen starker Knieschmerzen schwer.

In seiner Predigt würdigte der Papst die Bescheidenheit, die Demut seines Vorgängers: "Wir erinnern uns fälschlicherweise an Coelestin als die Figur, die die 'große Ablehnung' begangen hat, wie es Dante in seiner göttlichen Komödie ausgedrückte. Aber Coelestin V. war kein Mann des Nein, sondern ein Mann des Ja."

Papst Benedikt XVI. war auch am Grab

2009 hat Papst Benedikt XVI. L’Aquila besucht. Auch dieser Besuch am Garb Coelestins galt als symbolträchtig mit Blick auf den späteren Rücktritt des Papstes aus Deutschland. Doch der entscheidende Grund der Visite war damals wie heute ein anderer: L’Aquila ist schwer gezeichnet vom Erdbeben, das die Stadt mitten in der Nacht vom 5. auf 6. April 2009 getroffen hat. Manche Gebäude sind restauriert. Aber die Wunden sind immer noch da. Nicht nur im Stadtbild. 309 Menschen starben in jener Nacht. Giustino Parisse aus L’Aquila verlor seine beiden Kinder.

"Was mir die Kraft gibt, weiterzumachen, sind paradoxerweise meine Kinder", schildert Parisse. "Das Bewusstsein, dass sie nur in unserer Erinnerung weiterleben. Und dann natürlich der Glaube, vor allem meine Frau ist sehr gläubig."

Franziskus trifft Angehörigen der Opfer eines Erdbebens

Vor dem Gottesdienst traf sich Papst Franziskus mit Angehörigen der Opfer dieses verheerenden Erdbebens, versicherte ihnen seine Nähe und seinen Respekt für ihr Durchhaltevermögen. "Ihr Menschen von L'Aquila habt Widerstandskraft bewiesen. Diese hat es ermöglicht, den Schock des Erdbebens zu überstehen und sofort mit der mutigen und geduldigen Arbeit des Wiederaufbaus zu beginnen."

Für Papst Franziskus sind es ungewöhnlich betriebsame Tage im späten August. Nach der Ernennung neuer Kardinäle gestern, dem Besuch in L’Aquila heute, hat der Papst für morgen und übermorgen alle Kardinäle der Weltkirche zu Beratungen in den Vatikan bestellt.

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