Nur die Schlussvorträge einiger Nebenklage-Vertreter und der Verteidiger stehen noch aus - dann könnte das Urteil fallen. Bundesanwaltschaft und Nebenklage reagierten denn auch harsch auf das Vorgehen der Wohlleben-Anwälte: Diese wollten mit ihrem "ins Blaue hinein" gestellten Antrag den Prozess bewusst verschleppen.
Für heute jedenfalls wurde der Prozess nach gerademal zwei Stunden unterbrochen - Fortsetzung morgen. Dann wird es wohl wieder hauptsächlich um den Beweisantrag gehen. Die Wohlleben-Anwälte wollen den Tatvorwurf entkräften, ihr Mandant habe die Waffe besorgt, mit der der NSU neun Migranten ermordete. Angeblich sollen dafür zwei andere Neonazis verantwortlich sein, die nun im NSU-Prozess als Zeugen vernommen werden sollen.
Eigene Ermittlungen des Stuttgarter LKA
Einige Brisanz könnte der zweite Teil des Antrags bergen: Die Verteidiger wollen Einsicht nehmen in Unterlagen aus einem bisher unbekannten Verfahren des Landeskriminalamts Baden-Württemberg. Dieses führt offenbar schon seit einiger Zeit an der Bundesanwaltschaft vorbei eigene Ermittlungen zur Neonaziszene durch, bei denen auch Zeugen aus dem NSU-Umfeld vernommen worden sind.