Die Anwälte der Dortmunder Familie Kubasik zweifeln die Ermittlungsergebnisse der Bundesanwaltschaft im NSU-Verfahren in vielen Punkten an. Das wurde auch heute im NSU-Prozess deutlich.
Nebenklage-Vertreter Peer Stolle, der einen Sohn des 2006 in Dortmund vom "Nationalsozialistischen Untergrund" erschossenen Mehmet Kubasik vertritt, widersprach der Auffassung der Bundesanwaltschaft, die drei Rechtsterroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe hätten sich 1998 von der Jenaer Szene abgesetzt, weil diese ihnen zu unpolitisch gewesen sei.
"NSU-Trio eng vernetzt"
Stolle geht vielmehr davon aus, dass das NSU-Trio eng mit den Gesinnungsgenossen in Jena vernetzt gewesen sei. Schon vor der Gründung des NSU habe sich in Jena eine Gruppe zusammengefunden, die Merkmale einer rechtsterroristischen Vereinigung gezeigt habe.
Die Jenaer Sektion der Neonazi-Organisation Thüringer Heimatschutz habe sich bereits Mitte der 90er Jahre radikalisiert und den bewaffneten Kampf diskutiert und befürwortet. Aus diesem Kreis heraus seien bereits zahlreiche Propaganda-Straftaten begangen worden - bis hin zum Bau von Rohrbomben.
"Weiter Unterstützung von Neonazi-Kameraden"
Die Gruppe, zu der auch der angeklagte mutmaßliche NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben gehörte, sei eine Art Vorläuferorganisation des NSU gewesen, so Nebenklage-Anwalt Stolle. Nachdem Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe untergetaucht waren, sei es keineswegs zum Bruch mit der Sektion Jena gekommen, sondern das NSU-Trio sei von den Jenaer Neonazi-Kameraden weiter unterstützt worden.
Die Plädoyers der Nebenklage werden kommenden Dienstag fortgesetzt.