Die Spurensicherung arbeitet in der Nähe eines Autos vor einer Bundeswehrkaserne in Niedersachsen.
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Die Spurensicherung arbeitet in der Nähe eines Autos vor einer Bundeswehrkaserne in Niedersachsen.

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Vier Menschen in Niedersachsen erschossen - Soldat festgenommen

In Niedersachsen steht laut Polizei ein Bundeswehrsoldat unter dem Verdacht, vier Menschen erschossen zu haben - darunter ein Kind. Der Tatverdächtige hat sich vor einer Kaserne selbst gestellt. Verteidigungsminister Pistorius reagiert bestürzt.

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Mitten in der Nacht fallen Schüsse. Gegen 3.30 Uhr seien seine Eltern hochgeschreckt, erzählt ein Nachbar in Scheeßel im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme). "Man denkt, wenn man so was hört, dass das total weit weg ist", sagt der 22-Jährige. "Aber dann aus dem Fenster zu gucken und es zwei Meter von einem entfernt ist – das ist ein ganz anderes Gefühl." Stunden später die Gewissheit: Eine 55-jährige Frau und ein 30 Jahre alter Mann im Nachbarhaus sind tot.

Dreijähriges Kind unter den Opfern

Auch in Bothel, mit dem Auto rund 14 Kilometer Fahrstrecke entfernt, fallen Schüsse. Hier wurden ein dreijähriges Kind und seine 33 Jahre alte Mutter getötet, wie die Staatsanwaltschaft Verden mitteilte. Ein Bundeswehrsoldat steht im Verdacht, an beiden Tatorten zur Waffe gegriffen zu haben.

Weitere Angaben, etwa zu den Beziehungen des Verdächtigen zu den Opfern, machte die Staatsanwaltschaft vorerst nicht. "Eine Motivlage im familiären Umfeld kann nicht ausgeschlossen werden", teilten die Ermittler lediglich mit. Eine verwandtschaftliche Verbindung war zunächst aber offenbar nicht festzustellen.

Mutmaßlicher Täter stellt sich der Polizei

Die Polizei nahm den 32 Jahre alten Tatverdächtigen kurze Zeit nach den Schüssen fest. Er sei mit einem Auto zu einer Kaserne in Rotenburg (Wümme) gefahren, davor ausgestiegen, sei auf die Wache zugegangen und habe sich gestellt. Im Wagen des Tatverdächtigen findet die Polizei einen Molotow-Cocktail und Patronenmunition. Die Ermittler prüfen, ob die Tatwaffe von der Bundeswehr stammt.

Tatverdächtiger Soldat in Untersuchungshaft

Noch am Freitag erließ der Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Verden einen Haftbefehl wegen Mordes in vier Fällen. Der Verdächtige kam in eine Justizvollzugsanstalt. Wie die Bundeswehr bestätigt hat, handelt es sich um einen Soldaten. Der Polizei zufolge soll der 32-Jährige aber nicht Mitglied der Kaserne sein, wo er festgenommen wurde.

Verteidigungsminister Pistorius: "Grauenvolle Tat"

Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) drückte seine Bestürzung aus. "Die mehrfache Tötung von unschuldigen Menschen in Scheeßel ist einfach grauenvoll", sagte der SPD-Politiker, wie eine Ministeriums-Sprecherin mitteilte. "Ich habe davon heute Morgen ganz früh erfahren. Ein Bundeswehrsoldat ist der mutmaßliche Täter." Über die Aussagen des Verteidigungsministers hatte zunächst das Nachrichtenmagazin "Spiegel" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Content) berichtet.

Vieles spreche für eine Tat im Kontext einer privaten Beziehung, sagte Pistorius. Dies müsse aufgeklärt werden. Falls es sich bestätige, dass der Hintergrund der Tat eine Trennung war, wäre das wieder ein schrecklicher Mord an Frauen, weil sie eine Beziehung beendet haben, so der Verteidigungsminister. "Aber das ist alles Spekulation, daran will und kann ich mich jetzt nicht beteiligen", sagte der Minister. "Mein Mitgefühl ist bei den Angehörigen der Opfer, so ein Verbrechen ist einfach furchtbar."

Mit Informationen von dpa und AFP

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