Deutschland hat die vor einem Jahr begonnene Aufnahme besonders hilfsbedürftiger Flüchtlinge aus Lagern in Griechenland abgeschlossen. Ein Flugzeug mit 103 Menschen landete am Donnerstag in Hannover, wie das Bundesinnenministerium mitteilte.
55 Kinder unter den angekommenen Geflüchteten
"Die Aufnahme von 2750 Frauen, Kindern und Männern von den griechischen Inseln ist abgeschlossen", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin. Er hoffe, "dass auch die anderen EU-Staaten ihre Zusagen zügig einlösen", erklärte der Minister. Es gehe um die "Glaubwürdigkeit europäischer Zusammenarbeit". Diese europäische Aufgabe sei längst nicht abgeschlossen. "Die Bedingungen für Schutzsuchende müssen überall in der EU die gemeinsamen Mindeststandards erfüllen", forderte Seehofer. Hilfe vor Ort sei "weiter nötig und fest zugesagt".
In dem Flug nach Hannover saßen den Angaben zufolge 21 Familien mit 48 Erwachsenen sowie 55 Kindern und Jugendlichen. Zwölf Bundesländer, darunter Niedersachsen, werden sich um ihre Aufnahme kümmern.
EU beschloss vor einem Jahr Aufnahme Minderjähriger und Familien
Wegen der schwierigen Umstände in den überfüllten griechischen Lagern beschlossen die EU-Staaten vergangenes Frühjahr, 5.200 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auszufliegen. Die ersten Kinder und Jugendlichen, die nach Deutschland kamen, trafen vor etwa einem Jahr ebenfalls in Hannover ein.
Nach einem Großbrand im Lager Moria auf Lesbos wurde die Evakuierung von den Inseln auch um Familienangehörige erweitert. Mit Stand 19. April seien 3658 Flüchtlinge in EU-Staaten, Norwegen und der Schweiz aufgenommen worden, teilte das Ministerium mit.
Pro Asyl kritisiert Ende der Aufnahme
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl kritisierte das Ende der Aufnahme von Flüchtlingen aus Griechenland. "Diesen Prozess zu beenden, ist verantwortungslos gegenüber allen, die auf den Inseln zurückgelassen werden, ohne Perspektive auf Schutz und Sicherheit", erklärte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt. "Die griechischen Inseln werden zu Zonen der Perspektivlosigkeit." Es müssten weitere Aufnahmeaktionen von Bund und Ländern, aber auch von anderen EU-Staaten folgen.
Pro Asyl beklagte auch, dass gerade angesichts der Corona-Pandemie das Schicksal der Flüchtlinge nicht mehr beachtet werde. "Das Konzept des Wegsperrens auf den griechischen Inseln ist außerhalb des Radarschirms der deutschen Politik", kritisierte Burkhardt. "Die Welle der Empörung über die menschenunwürdigen Zustände und den rechtswidrigen Umgang mit Schutzsuchenden an der EU-Grenze ist in der Politik abgeebbt."
Unter Verwendung von dpa- und AFP-Material.
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