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Amazon-Mitarbeiter schiebt Waren

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Ministerium fordert Aufklärung der Retourenpraxis bei Amazon

Die Bundesregierung hat schockiert auf Berichte reagiert, wonach der Onlinehändler Amazon in Deutschland massenhaft zurückgegebene und noch neuwertige Produkte vernichtet. Politiker sprachen von einem "riesengroßen Skandal" und fordern Aufklärung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der Onlinehändler Amazon vernichtet nach Informationen des ZDF und der "Wirtschaftswoche" massenhaft zurückgegebene und noch neuwertige Produkte. Wie beide Medien unter Berufung auf interne Produktlisten, Fotos und Mitarbeiteraussagen berichteten, werden in den deutschen Logistiklagern des Versandhändlers "in großem Umfang" Güter aller Art entsorgt, darunter Kühlschränke, Handys, Matratzen und Möbel. Amazon bestritt die Praxis nicht, die von der Bundesregierung scharf kritisiert wurde.

Teilweise auch neue Artikel zerstört

Amazon zerstöre nicht nur unbrauchbare Produkte, sondern auch funktionstüchtige und teilweise neue Artikel, berichteten das ZDF und die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Aussagen von Beschäftigten. Eine Mitarbeiterin berichtete demnach, dass sie jeden Tag Waren im Wert von mehreren zehntausend Euro vernichtet habe. 

Amazon: Arbeiten an einer Verbesserung

Amazon selbst bestritt nicht, Artikel zu entsorgen und erklärte stattdessen, über mehrere Programme zu verfügen, um die "Entsorgung von Produkten" weiter zu reduzieren - etwa über Wiederverkäufe oder Spenden. Amazon arbeite "kontinuierlich an der Verbesserung von Nachfrageprognosen", um die Zahl nicht verkaufter Artikel zu minimieren, teilte der Händler in seiner Stellungnahme mit.

Bundesregierung: "Riesengroßer Skandal"

Heftige Kritik an der vom ZDF und der "Wirtschaftswoche" aufgedeckten Praxis kam von der Bundesregierung. Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth forderte Amazon auf, die Vorwürfe aufzuklären. Er sprach von einem "riesengroßen Skandal" und kritisierte die damit verbundene Ressourcenverschwendung. Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer nannte die Praxis "unverantwortlich".

Auch das Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz forderte Aufklärung. Verbraucher rechneten "natürlich" nicht damit, dass die Produkte, die sie zurücksenden, entsorgt werden, sagte Staatssekretär Gerd Billen dem "Tagesspiegel" vom Samstag. "Eine solche Verschwendung wertvoller Ressourcen ist unverantwortlich." Amazon müsse die Vorwürfe aufklären und die Praxis einstellen, forderte Billen. Die Organisation Greenpeace forderte ein gesetzliches Verschwendungs- und Vernichtungsverbot für neuwertige und gebrauchsfähige Ware.

Geschäftsmodell Entsorgungsdienst?

Den Medienberichten zufolge bietet Amazon seinen Entsorgungsdienst auch externen Anbietern an, die den Logistikservice "Versand durch Amazon" nutzen. "Sie können Ihren Lagerbestand auf Wunsch von uns entsorgen lassen", heißt es demnach in einer Angebotsübersicht von Amazon. Auf entsprechenden Produktlisten tauchen etwa Kinderturnschuhe und Kopfhörer auf, die intern mit der Versandmethode "Destroy" gekennzeichnet wurden.