Bei einem Aufstand in einem Frauengefängnis in Honduras sind mindestens 41 Frauen ums Leben gekommen. Während die meisten von ihnen verbrannt seien, wurden einige der Opfer erschossen, so Yuri Mora, Sprecher der nationalen Polizeibehörde. Mindestens sieben Häftlinge wurden Berichten zufolge in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Tegucigalpa wegen Schuss- und Messerwunden behandelt.
Mitglieder einer Bande mit dem Namen Barrio 18 hätten die Zelle einer rivalisierenden Bande in Brand gesetzt, erklärte die Vertreterin der Familien der Inhaftierten, Delma Ordoñez, laut örtlichen Medien. Das betroffene Gebäude sei "vollkommen zerstört und liegt in Schutt und Asche". In dem Gefängnis in der Ortschaft Tamara seien rund 900 Frauen untergebracht, fügte sie hinzu.
Kampf gegen Bandenkriminalität in Gefängnissen
Der Aufstand ereignete sich in einem Gefängnis in Tamara, nordwestlich von Tegucigalpa. Die Leiterin des honduranischen Gefängnissystems, Julissa Villanueva, sagte, die Revolte sei eine Reaktion auf Maßnahmen gewesen, "die wir gegen das organisierte Verbrechen ergreifen". In den Gefängnissen des Landes üben Banden oft eine weitreichende Kontrolle aus. Die Insassen stellen mitunter ihre eigenen Regeln auf. Die Behörden versuchten zuletzt, dagegen vorzugehen. "Wir werden nicht nachgeben", sagte Villanueva in einer Fernsehansprache.
Viele besorgte und wütende Angehörige versammelten sich vor dem Gefängnis. Salomón García, dessen Tochter eine Insassin der Einrichtung ist, beklagte fehlende Informationen durch offizielle Stellen. "Wir sterben hier vor Angst, vor Schmerz", sagte er.
Präsidentin kündigt drastische Maßnahmen an
Die honduranische Präsidentin Xiomara Castro sagte, der Aufstand sei von Banden "mit Wissen und Duldung der Sicherheitsbehörden geplant" worden. Auf ihren Social-Media-Konten schrieb sie: "Ich werde drastische Maßnahmen ergreifen!" Der Aufstand könnte den Druck auf Honduras erhöhen, der Null-Toleranz-Politik im benachbarten El Salvador zu folgen. Dort hatte Präsident Nayib Bukele ein hartes Vorgehen gegen Kriminelle durchgesetzt. Diese Anti-Gang-Politik hat in El Salvador zwar dazu geführt, dass einige verfassungsmäßige Rechte außer Kraft gesetzt worden sind. In einem Land, das seit langem von Straßenbanden terrorisiert wird, ist Bukeles Ansatz aber sehr beliebt.
- Zum Video: Bandenkrieg in Honduras
Der Aufstand am Dienstag war wohl die schlimmste Tragödie in einem Frauengefängnis in Mittelamerika seit 2017, als Mädchen in einem Heim für problembehaftete Jugendliche im Nachbarland Guatemala Matratzen in Brand setzten, um gegen Vergewaltigungen und andere Misshandlungen in der stark überfüllten Einrichtung zu protestieren. Der daraufhin entstehende Rauch und das Feuer töteten damals 41 Mädchen. Die folgenreichste Gefängniskatastrophe der letzten Jahrzehnte ereignete sich 2012 in einer Anstalt im honduranischen Comayagua, wo 361 Insassen bei einem Brand starben.
Mit Informationen von AP, AFP, dpa
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