Wohnblöcke von oben (Symbolbild)
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Der Deutsche Mieterbund beklagt einen Trend zu so genannten Indexmieten.

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Mieterbund beklagt starke Zunahme von Indexmieten

Wer eine Wohnung mietet, muss immer öfter einen Indexmietvertrag abschließen. Die Höhe der Indexmieten ist an die Inflation gekoppelt. Diese liegt in Deutschland auf historisch hohem Niveau. Der Mieterbund schlägt Alarm und fordert ein Verbot.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Eine immer größere Zahl von neuen Mietverträgen wird nach Angaben des Deutschen Mieterbunds (DMB) an die Inflation gekoppelt. In größeren Metropolen seien im Schnitt bei 30 Prozent der Neuverträge im vergangenen Jahr sogenannte Indexmieten vereinbart worden, berichtete der Mieterbund am Freitag in Berlin. Der DMB stützt sich bei dieser Schätzung auf Beratungen der Mietervereine in Berlin, Hamburg, Hannover, Köln, Frankfurt und Düsseldorf, die zusammen im Jahr rund 232.000 Beratungen durchführten.

Mieterbund fordert Verbot von Indexmieten

"Mieterinnen und Mieter suchen verstärkt unsere Beratungsstellen mit Fragen zum Thema Indexmiete auf, der Anteil der Beratungen dazu hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt", sagte Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten. Es sei sozial- und wohnungspolitisch nicht zu verantworten, dass zuletzt jeder dritte neu abgeschlossene Mietvertrag an die Inflation gekoppelt gewesen sei. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) müsse Indexmieten verbieten, verlangte er.

  • Zum Artikel Mieterhöhungen bei Inflation - Was ist erlaubt?

Für Berlin geht der Mieterbund davon aus, dass sogar bis zu 70 Prozent der neuen Mietverträge eine Indexierung vorsehen, also deutlich mehr als im Schnitt der relevanten Städte.

Bei Inflation und Energiepreisen "unzumutbare Kostenfalle"

"Viele Vermieterinnen und Vermieter nutzen die Möglichkeiten der Inflationsanpassung bei bestehenden Mietverträgen voll aus und haben ihren Mietern allein im Krisenjahr 2022 die Kaltmiete um bis zu 15 Prozent erhöht", sagte Siebenkotten laut Mitteilung. "Die enorm gestiegenen Kosten für Heizung und Strom kommen noch dazu. Indexmieten sind bei hoher Inflation und steigenden Energiepreisen eine unzumutbare Kostenfalle geworden und müssen auch im Bestand stärker begrenzt werden."

Der Trend zur Indexmiete hat sich nach DMB-Einschätzung deutlich verstärkt. Noch 2021 sei es bei etwa 10 bis 15 Prozent der Beratungsfälle um Indexmieten gegangen, 2020 sei dieser Anteil marginal gewesen.

Inflation auf Höchststand seit Gründung der BRD

Über viele Jahre, bei Inflationsraten von ein bis zwei Prozent, gaben Indexmietverträge wenig Anlass zu Sorge. Doch der kurzfristig sehr hohe Anstieg der Verbraucherpreise hat viele Mieter überrascht. Nicht nur Strom- und Heizkosten schnellen in die Höhe, auch die Mieten sind jetzt betroffen.

Die für die Indexmieten relevante Inflation erreichte im vergangenen Jahr den Höchstwert seit Gründung der Bundesrepublik. Die Verbraucherpreise stiegen im Jahresschnitt um 7,9 Prozent.

Ausstieg aus Indexmietvertrag nur durch Kündigung oder Verhandlung

Bei Indexmietverträgen müssen sich Vermieter lediglich auf die Entwicklung des vom statistischen Bundesamt erhobenen Verbraucherpreisindexes berufen. Steigt der Index, kann auch die Miete entsprechend angehoben werden. Sollte die Inflationsrate weiter so hoch bleiben wie bisher, könnten auch die Mieten jedes Jahr entsprechend weiter steigen. Ein Ausstieg aus Indexmietverträgen wäre nur durch Kündigung oder in direkter Verhandlung mit dem Vermieter möglich.

Buschmann zuletzt gegen Reform von Indexmieten

Justizminister Buschmann hatte Forderungen aus der SPD nach einer Reform von Indexmieten noch im Dezember zurückgewiesen. In den vergangenen Jahren hätten Mieter mit solchen Verträgen noch besser da gestanden als Mieter mit anderen Verträgen, hatte er der "Rheinischen Post" gesagt. Denn die Lebenshaltungskosten seien in der Vergangenheit langsamer gestiegen als die Vergleichsmieten, an denen sich Mietsteigerungen in der Regel orientieren.

Mit Informationen von dpa.

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