Ein Lokführer in einem ICE-Fahrerstand.
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Was muss ein Lokführer können? Und was verdient er?

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Lokführer: Wie die Ausbildung läuft, was man verdient

Der Tarifstreit zwischen Bahn und Lokführer-Gewerkschaft GDL geht weiter. Die GDL fordert 555 Euro mehr Lohn im Monat sowie eine Arbeitszeitverkürzung von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Was muss ein Lokführer können? Und was verdient er?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

2024 geht der Tarifstreit zwischen der Lokführer-Gewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn (DB) in die nächste Runde. Die GDL verlangt mehr Lohn - pro Monat 555 Euro zusätzlich - und gleichzeitig eine um drei Stunden kürzere Arbeitszeit. Ist das angemessen?

Die duale Berufsausbildung zum Lokführer, der in der Fachsprache Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer und Transport, kurz EiB L/T, heißt, dauert zweieinhalb bis drei Jahre und setzt einen Schulabschluss voraus. Laut Bahn sollte der Schulabschluss die Mittlere Reife sein, es gibt aber auch viele Lokführer, die einen Hauptschulabschluss haben.

Quereinstieg für Lokführer

Auch Quereinsteiger können Lokführer werden. Voraussetzung für einen Quereinstieg ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, möglichst im technischen Bereich. Die Ausbildung zum Lokführer dauert bei Quereinsteigern zwölf bis 18 Monate.

Laut DB erhalten bis zu 85 Prozent der Auszubildenden und Quereinsteiger nach einer erfolgreichen Prüfung einen unbefristeten Vertrag. Vermittelt werden bei der Ausbildung Kenntnisse zum Bahnbetrieb, den Betriebsregeln, Rangieren, technische Kenntnisse und Fertigkeiten sowie Stressbewältigung und Konfliktvermeidung. Die Ausbildung schließt mit einer schriftlichen, mündlichen und fahrpraktischen Prüfung zum Triebfahrzeugführer der Führerscheinklasse A (für Rangierfahrten) oder B (Zugfahrten im Personen- und Güterverkehr) ab.

Anforderungen an Lokführer

Die Arbeit als Lokführer stellt besondere Anforderungen an die mentale und psycho-physische Leistungsfähigkeit, so steht es in einem aktuellen Flyer der Deutschen Bahn. Um die Sicherheit auf der Schiene zu gewährleisten, müssen sich Lokführer bei ihrer Einstellung einer Tauglichkeitsuntersuchung durch den Betriebsarzt unterziehen. Dieser Check wird alle drei Jahre wiederholt, ab dem 55. Lebensjahr sogar jährlich. Der Lokführer muss technische Störungen seines Zugs erkennen und beseitigen. Bei Ausfall von Bremsanlagen beispielsweise muss er eine Neuberechnung der Bremsverhältnisse durchführen.

Oft sei der Lokführer vor Ort derjenige, der entscheiden müsse, ob ein Zug weiterfahren könne oder nicht, so Erik Großmann. Er ist Lokführer und Streikleiter bei der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, GDL, in München. Da sich Technik, Vorschriften und Betriebsabläufe ständig änderten, seien Fortbildungen verpflichtend, sagt Großmann.

Arbeitsverdichtung - es fehlt an Personal

Auch bei Lokführern gibt es eine zunehmende Arbeitsverdichtung. Meist gehe die Lokführerschicht nicht mehr unter zehn Stunden, nicht selten dauere sie auch bis zu 14 Stunden, so der GDL-Streikleiter Großmann, der auch sagt: "Manchmal bin ich im Monat bis zu 15 Mal nachts nicht zu Hause!"

Laut GDL fehlt überall Personal, sodass viele zusätzliche Tätigkeiten zu erledigen sind. Hinzu komme der unregelmäßige Schichtdienst. Das marode Netz und der Zustand der Fahrzeuge betreffen der GDL zufolge zuallererst das Zugpersonal. Durch die Störungen im Bahnverkehr komme es nicht nur zu mehr Überstunden, sondern auch die Pausen würden sich durch die Verspätungen der Lokführer zunehmend reduzieren. Früher seien viele Belastungen durch Bereitschaften abgefedert worden. Durch den Personalmangel gebe es aber kaum noch Personal für Bereitschaftsdienste, so der Münchner Lokführer Erik Großmann.

Die Bahn beschäftigt laut einer DB-Sprecherin aktuell gut 19.400 Lokführerinnen und Lokführer, darunter knapp 3.700 in Bayern. Kaum ein Unternehmen in Deutschland stelle so viele neue Mitarbeitende ein wie die Deutsche Bahn: rund 130.000 allein in den vergangenen fünf Jahren, so eine Bahn-Sprecherin. Dabei spüre auch die Bahn den Fachkräftemangel. Weiterhin wolle die DB aber mit der Weiterbeschäftigung älterer Mitarbeiter und mit der Anwerbung von Personal aus dem Ausland "massiv rekrutieren", so eine Sprecherin der Bahn auf BR24-Anfrage.

Grundgehalt und Zulagen

Laut DB verdient ein Lokführer im Jahr zwischen 45.000 Euro und 56.000 Euro brutto. Darin eingerechnet sind die Zulagen. Das Grundgehalt für Einsteiger ohne Zulagen liegt aktuell bei 3.180 Euro pro Monat (2007 lag das Grundgehalt monatlich noch bei 1.984 Euro und 2008 waren es knapp 2.500 Euro). Je nach Berufserfahrung und Einsätzen im internationalen Zugverkehr oder als Ausbilder erhöht sich das Grundgehalt. Dazu kommen die Schichtzulagen, die monatlich unterschiedlich ausfallen.

Eine Beispielrechnung: Bei 40 Nachtstunden im Monat (40 x 3,44 Euro = 137,60 Euro brutto), zwei Sonntagsschichten mit jeweils zehn Stunden (20 x 5,82 Euro = 116,40 Euro brutto), fünfmal Beginn zwischen 0 Uhr und 4 Uhr (5 x 7,32 Euro = 36,60 Euro brutto), viermal Ende zwischen 0 Uhr und 4 Uhr (4 x 3,66 Euro = 14,64 Euro brutto) und sonstigen Zulagen im Monat von etwa 130 Euro brutto bekommt ein Lokführer insgesamt im Monat brutto etwa 435 Euro Zulagen. Insgesamt liegt das Monatseinkommen eines Lokführers brutto also zwischen rund 3.600 Euro und rund 4.600 Euro.

Dieser Artikel ist erstmals am 4. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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