Christian Kügel beim Einbringen der Hopfenernte 2023
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Christian Kügel beim Einbringen der Hopfenernte 2023

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"Landwirt des Jahres": Mit Hopfen und Hightech zum Titel?

Mit einem Festakt verleiht das Fachmagazin "agrarheute" am Abend in Berlin den Titel "Landwirt des Jahres". Im Finale stehen 21 Landwirte, fünf davon aus Bayern. Einer von ihnen ist Christian Kügel, Hopfenbauer aus Pförring im Landkreis Eichstätt.

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Bis zur "Nacht der Landwirtschaft" im Berliner Zoo-Palast dürfen sie noch alle hoffen: 21 Landwirte, die es ins Finale geschafft haben – je drei in einer von sieben verschiedenen Kategorien. Entscheidend für die Auszeichnung als "Landwirt des Jahres", heißt es beim Veranstalter, dem Fachmagazin "agrarheute", seien nicht "Höchstleistungen auf dem Feld oder im Stall". Der nach der römischen Ackerbau-Göttin benannte "CERES Award" würdige stattdessen "beste wirtschaftliche Ergebnisse bei gleichzeitiger Berücksichtigung bäuerlicher Unternehmenstugenden wie Mut, Ideenreichtum und Verantwortung für Mensch, Tier und Natur." Aus Bayern haben es fünf Bewerber ins Finale geschafft, einer von ihnen ist der 37-jährige Christian Kügel aus Pförring im Landkreis Eichstätt.

Hopfen statt Milchvieh

Den früheren Milchviehbetrieb seines Vaters hatte Kügel, als er mit 24 Jahren in die Landwirtschaft einstieg, umgekrempelt. Die Kühe wurden abgeschafft, der Hof umgestellt auf Ackerbau. Dann errichtete Christian Kügel eine große Kartoffelhalle, sein erstes Millionenprojekt. Heute baut die Familie auch noch Mais, Soja, Weizen und Zuckerrüben an – und vor allem aber Hopfen. Einst nur ein Standbein von vielen, soll der Hopfen in Zukunft die Hauptrolle spielen.

Ernte-Zentrum mit gigantischer Maschine

Davon zeugt des neue Hopfenernte-Zentrum, das heuer kurz vor der Ernte in Betrieb ging. Eine riesige Halle mit einer Prototyp-Maschine, wie es sie weltweit nur einmal gibt: Gigantische Ausmaße, mehrere Stockwerke hoch. Zwei Jahre lang wurde daran gebaut. Kosten: Stolze drei Millionen Euro.

Christian Kügel erklärt, wie die neue Anlage funktioniert: "Das Besondere ist, dass das ein stehender Bandpflücker ist. Und zwar haben wir senkrechte Pflückbänder. Bei den normalen Erntemaschinen sind es Trommeln, durch die der Hopfen gezogen wird." Die Maschine arbeite sehr viel schonender, sagt er, könne sehr langsam laufen und sei wartungsarm. Die Kapazität ist dafür gewaltig: 2.000 Reben schafft die Anlage pro Stunde. Bei der alten waren es 200.

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2.000 Reben pro Stunde. Drei Millionen Euro Kosten. Das Hopfenerntezentrum von Christian Kügel

Betriebsgröße ist entscheidend

Warum diese Dimensionen? Für Christian Kügel ist die Betriebsgröße entscheidend. Das, was immer wieder gezeigt werde, kleinere Betriebe mit Direktvermarktung und Hofladen, sei nicht repräsentativ für die Landwirtschaft und nicht sein Ding, meint er: "Das ist einfach nicht die Mehrheit. Und wenn man sich in der Landwirtschaft auch weiterhin behaupten will oder mit der Landwirtschaft Geld verdienen will, dann muss man einfach eine bestimmte Richtung einschlagen. Und das ist meistens zu wachsen."

Wachsen statt weichen: Von 33 auf 100 Hektar Hopfen

Wachsen soll in den nächsten Jahren auch die Hopfenanbaufläche der Familie: Von heute 33 Hektar auf 100. Ein solches Wachstum fanden anfangs nicht alle gut, meint der Landwirt: "Mein Vater und meine Mutter, die sind da eher etwas zurückhaltend, wenn es gerade um große Investitionen geht. Aber die haben wir dann schon davon überzeugen können."

Heute wird die Familie unterstützt von einem Aushilfsfahrer und zehn Saisonarbeitern. Neben der Landwirtschaft betreiben die Kügels auch noch einen Agrarhandel mit Kartoffeln, Gemüse und Betonsäulen für den Hopfenanbau. Zum Gesamteinkommen trägt das zur Hälfte bei.

Im Video: Landwirt und Tüftler erfindet große Maschine zur schonenden Ernte von Hopfen | Unser Land

Kritik: "Der ist größenwahnsinnig"

Dass Christian Kügel deshalb mehr finanzielle Möglichkeiten hat als andere, stört manche in seiner Umgebung. Gegen sein neues Erntezentrum habe es auch Vorbehalte gegeben, sagt er: "Gerade jetzt die letzten Jahre, wo wir mehr Hopfen gemacht haben oder jetzt auch das große Erntezentrum gebaut haben, da gibt es halt viele Leute, die sagen, der ist größenwahnsinnig oder irgend sowas. Da scher ich mich einfach nix drum, so ist es halt einfach." Wichtig, sagt Kügel, sei nur, dass er das mit seiner Familie vereinbaren könne und dass die auch hinter ihm stehe: "Nur, wenn wir das miteinander auf die Reihe kriegen, dann hat das eine Zukunft."

Sonntag ist Familientag

Auch wenn Ehefrau Annika und die beiden Kinder viel zurückstecken müssen, wenn der Mann und Papa von frühmorgens bis spätabends arbeitet. "Ich kenne es ja nicht anders", sagt Annika Kügel: "Wir sind jetzt zwölf Jahre zusammen. Und ich habe ja gewusst, wie es wird. Aber er nimmt sich viel Zeit sonntags, seitdem die Kinder da sind. Sonntag ist der Familientag. Da machen wir Ausflüge, es wird miteinander gefrühstückt. Und das sind wertvolle Stunden, die wir als Familie miteinander genießen."

Die Familie, meint Christian Kügel, sei sein Anker. Und weil die so wichtig ist, gilt sein nächstes Projekt auch nicht den Kartoffeln und nicht dem Hopfen, sondern seiner Familie: Ein neues Wohnhaus soll entstehen, für die Mama, den Papa und die Kinder.

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