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Kardinal beklagt "eiskalte Machtspielchen" in Asyldebatte

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zeigt sich bestürzt über die Asyldebatte der vergangenen Wochen. Dabei kritisiert er insbesondere die CSU.

In einer auf domradio.de veröffentlichten Video-Botschaft sagte Kardinal Woelki: "Ich bin traurig, weil die von uns gewählten Politiker wochenlang darüber streiten, wie Schutz suchende Menschen möglichst effizient an unseren Grenzen abgeschoben oder zurückgewiesen werden können - auch Politiker, die ihre Union sozial und christlich nennen."

Während allein in diesem Jahr schon mehr als 1.400 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken seien, spielten die Politiker "eiskalt und selbstverliebt ihre Machtspielchen".

EU-Beschlüsse "erbärmlich"

Dabei haben gerade die Deutschen nach Woelkis Worten aus historischen Gründen eine ganz besondere Verantwortung für Flüchtlinge. "Doch heute als reiches Land zahlen wir lieber viele Milliarden für Abschottung und Grenzschutzanlagen, statt Ertrinkende zu retten und Schutzsuchenden eine neue Heimat zu geben", sagte er.

Er finde "erbärmlich", dass sich 28 europäische Staaten nur noch darauf einigen könnten, ihre Grenzmauern und Zäune höher zu ziehen, so Woelki zum Ende Juni beschlossenen EU-Asyl-Abkommen.

"Nicht länger wegsehen"

In Deutschland und Europa gingen derzeit nicht nur die christlichen Werte, sondern auch die grundlegen Menschenrechte immer mehr verloren. Dabei wolle die größte Mehrheit der Bevölkerung nicht, dass das Mittelmeer "zum größten Friedhof Europas" werde, sagte der Kardinal. Diese große Mehrheit habe kein "kaltes Herz der Angst" und wolle helfen. "Aber diese große breite Mehrheit darf jetzt nicht länger wegsehen und schweigen", fordert Woelki.