Bei einem Impftermin wird eine Impfdosis mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus mit Hilfe einer Impfspritze in den Arm gespritzt.
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Bei einem Impftermin wird eine Impfdosis mit einem Impfstoff gegen das Coronavirus mit Hilfe einer Impfspritze in den Arm gespritzt.

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Impflichtpflicht für Ungarns Lehrer

Bis Ende Dezember können Ungarns Lehrer sich noch gegen Corona impfen lassen. Wer das nicht tut, den erwartet 2022 womöglich ein unbezahlter Urlaub. Die Personallage ist schon jetzt angespannt - und könnte sich im kommenden Jahr noch verschlimmern.

Die Warnung der ungarischen Regierung Ende Oktober an alle Beschäftigten in staatlichen Schulen, Berufsschulen und Universitäten war unmissverständlich: Ab Januar gelte für die Pädagogen die Impfpflicht. Sie hätten bis spätestens Ende Dezember Zeit, sich impfen zu lassen. Sollte dies nicht geschehen, könnten ungeimpfte Lehrerinnen und Lehrer für ein Jahr in einen unbezahlten Urlaub geschickt werden.

Zoltán Maruzsa, Staatssekretär im Bildungsministerium begründete die Entscheidung so: "Man sieht eindeutig, dass die Erkrankungen oder die Verbreitung der Infektion deutlich mehr auf Ungeimpfte zurückzuführen ist. Deshalb hat die Regierung, als Arbeitgeber, in staatlichen Schulen die Impfpflicht verordnet."

  • Zum Artikel: Impfpflicht: Was machen andere Länder?

90 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer geimpft

Zu Beginn der Impfkampagne im Frühjahr, als zunächst nur eine begrenzte Anzahl von Menschen geimpft werden konnten, hatten die Lehrergewerkschaften verlangt, dass Pädagogen sowie das Gesundheitspersonal als erste Berufsgruppen geimpft werden müssten. Dies geschah auch so, mittlerweile sind nach Regierungsangaben rund 90 Prozent der ungarischen Lehrerinnen und Lehrer geimpft. Doch als die Regierung vor zwei Monaten von der Impfempfehlung zur Impfpflicht überging, kam es zu Protesten von Eltern und Lehrern.

Im westungarischen Devecser organisierte Krißtián Firnicz Demonstrationen in der Stadt: "Wir wünschen uns, dass Pädagogen mit einem Test bleiben dürfen. Mein Kind geht in die erste Klasse. Jetzt kommt das Halbjahr. Letztes Jahr konnten meine anderen Kinder nicht richtig lernen. Und mein Kind hat mir gesagt: ich gehe nicht in die Schule, wenn meine Lehrerin nicht da ist."

Der Bürgermeister von Devecser, Gábor Ferenczi, steht der Impfpflicht für die Lehrer skeptisch gegenüber: "In der Schule von Devecser sind nach meinen Kenntnissen sieben Pädagogen betroffen. Wegen der Zwangsmaßnahmen dürfen sie ab Januar nicht arbeiten gehen. Es geht um gesunde, ehrenhafte und ausgebildete Mitarbeiter. Sie werden nur deswegen in den Zwangsurlaub ohne Bezahlung geschickt, weil sie sich nicht impfen lassen möchten. "

Personalmangel belastet Schulen

Was einer der Gründe von vielen Eltern und Lehrern ist, die Impfpflicht abzulehnen? Es ist vor allem die Sorge davor, dass angesichts der bereits jetzt schon dünnen Personalausstattung an den staatlichen Schulen noch mehr Lehrer ab Anfang des nächsten Jahres aufhören könnten. Nach Schätzungen des ungarischen Lehrerverbands fehlen derzeit schon etwa 12.000 Lehrerinnen und Lehrer. 5.000 könnten nun in unbezahlten Urlaub geschickt werden, die sich nicht impfen lassen wollten.

Für den Lehrermangel werden vor allem die äußerst geringen Gehälter an den staatlichen Schulen als Grund angeführt, warum der Beruf immer weniger Hochschulabsolventen anzieht. Das Einstiegsgehalt liegt bei umgerechnet 540 Euro brutto. Erzsébet Nagy von der Demokratischen Pädagogen-Gewerkschaft: "Die Situation ist so, dass wenn junge Menschen in dem Beruf beginnen, sie sehr schnell den Job wieder verlassen werden, weil man mit solch niedrigen Löhnen, mit solch Beträgen nicht das Leben einfach anfangen kann."

Wie viele Ungeimpfte werden ihre Meinung ändern?

Péter Horváth, der Vorsitzenden des nationalen Pädagogen-Verbands, befürchtet, dass ab Januar die Lage vor allem an Schulen in kleineren Städten und Dörfern eng werden könnte. Seine Prognose lautet: "Ich bin echt neugierig, was am 3. Januar passieren wird. Dann wird es eindeutig aufklären. Meiner Meinung nach, werden unter denjenigen, die sich bisher nicht geimpft haben, nur sehr wenige ihre Meinung ändern. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt."

Ein Ausweg bleibt den impfunwilligen Lehrerinnen und Lehrern in Ungarn offen: Privatschulen verlangen keinen Impfnachweis. Darauf hat die Orban-Regierung verzichtet.

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