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Heinrich Schafmeister

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Sexismus - "Ungleiche Bezahlung führt zu Machtmissbrauch"

Haben wir es bei den Vorwürfen gegen Dieter Wedel mit einem Einzelfall zu tun oder mit einem System? Der Schauspieler Heinrich Schafmeister sitzt im Vorstand des Bundesverbands Schauspiel. Er meint, ungleiche Bezahlung führe zu Machtmissbrauch.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Nach den Anschuldigungen gegen Regisseur Dieter Wedel fordert der Bundesverband Schauspiel (BFFS) eine bessere Bezahlung von Schauspielerinnen. "All dieser Machtmissbrauch hängt ja damit zusammen, dass es zwischen Frauen und Männern eine Kluft gibt", sagte Vorstandsmitglied Heinrich Schafmeister im Interview mit der Bayern 2-radioWelt.

Schauspielerinnen sollten besser bezahlt werden

Schauspielerinnen würden im Schnitt schlechter bezahlt als Schauspieler, so Schafmeister. Die Kluft zwischen den Geschlechtern entstehe aber auch, weil es auf dem Bildschirm viel weniger Frauen gebe als Männer. "Das ist ein Armutszeugnis für unsere Fantasie, wenn wir das nicht gleichwertig darstellen können."

Auch andere Branchen betroffen

Den konkreten Fall Dieter Wedel wolle der Verband nicht kommentieren, so Schafmeister, aber er sehe seine Branche in keiner Sonderrolle. "Sie ist eine öffentliche und eine schillernde, und deswegen landet das nun in der Öffentlichkeit, Gott sei Dank!" Schafmeister wies auch die Vermutung zurück, dass die körperliche Nähe bei Dreharbeiten sexuellen Missbrauch fördern könnte. "Nein, das ist wie in anderen Branchen auch. Ich höre das auch aus der Pflegebranche und aus Krankenhäusern - überall gibt es so etwas." Und überall würden solche Vorkommnisse als sogenanntes Kavaliersdelikt abgetan.

Trotzdem sei die Filmbranche in gewisser Weise speziell, weil sie permanent mit Kunst und Emotionen umgehe, so Schafmeister: "Das macht es Tätern leichter, sich dahinter zu verstecken, und das macht es den Opfern schwerer, das zu belegen." Ebenso wie die Tatsache, dass Schauspieler viele wechselnde Arbeitgeber hätten.

"Deshalb kann auch nicht ein einziger Arbeitgeber ein Auge darauf werfen, wozu er seit 2006 eigentlich vom Gesetz her verpflichtet ist, wenn man sich die Antidiskriminierungsgesetze ansieht." Heinrich Schafmeister

Auch er selbst habe in seiner Karriere durchaus Situationen erlebt, die ihn stutzig gemacht hätten. Zum Beispiel habe einmal ein Schauspieler die Entlassung einer jungen Hospitantin gefordert, weil diese nicht mit ihm intim werden wollte. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) als Arbeitgeber habe sich darauf aber nicht eingelassen und den Schauspieler in seine Schranken verwiesen.

Als Konsequenz aus dem Fall Wedel fordere sein Verband neben der besseren Bezahlung von Frauen auch eine überbetriebliche Beschwerdestelle und einen Verhaltenskodex.