Bildrechte: dpa-Bildfunk/Robin Van Lonkhuijsen

Die Angeklagten Bruno Stojic und Slobodan Praljak (r).

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Gift-Drama im UN-Tribunal: Verurteilter General tot

Nach seiner Verurteilung zu 20 Jahren Haft beim UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat sich der 72-jährige Angeklagte Slobodan Praljak allem Anschein nach vor laufenden Kameras vergiftet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Der heute vom UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte bosnisch-kroatische General Praljak ist tot. Er starb am Mittag in einem Krankenhaus in der niederländischen Stadt. Das berichteten die kroatische Nachrichtenagentur Hina und das staatliche Fernsehen HRT unter Berufung auf die Familie des Toten. 

Ermittlungen laufen

Der 72-jährige Slobodan Praljak hatte nach seiner Verurteilung gerufen: "Slobodan Praljak ist kein Kriegsverbrecher. Ich weise Ihr Urteil zurück" und eine Flüssigkeit getrunken. Was der Mann genau eingenommen hatte und wie das Fläschchen mit der Flüssigkeit in den Gerichtssaal kommen konnte, war zunächst unklar. Richter Carmel Agius sagte, die niederländischen Behörden hätten Ermittlungen zu dem Vorfall aufgenommen.

Angeklagter wurde behandelt

Beim Gericht trafen Rettungskräfte ein, die zu dem Angeklagten gebracht wurden. Zunächst war berichtet worden, Praljak lebe und werde behandelt. Die Sitzung wurde bis zum frühen Nachmittag unterbrochen und in einen kleineren Saal verlegt. Der Richter sagte, der andere Sitzungssaal sei nun ein Tatort. 

Urteil wurde bestätigt

Während des Bosnienkrieges (1992-1995) war Praljak Militärchef der bosnischen Kroaten gewesen. Gemeinsam mit fünf anderen Männern der ehemaligen Führungsriege der bosnischen Kroaten war Praljak wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnienkrieg (1992 bis 1995) angeklagt. Praljak war 2013 in erster Instanz zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Diese Strafe hatten die Berufungsrichter bestätigt.