Bildrechte: picture-alliance/dpa

Bonitätsauskunft der Schufa

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Frau erhält unverschuldet schlechte Schufa-Bewertung

Erst kommen Mahnungen, dann ein Bescheid vom Gerichtsvollzieher - und das obwohl Claudia Müller (Name geändert) ihre Rechnungen immer bezahlt hat. Irgendwann kommt heraus: Sie hat zig Schufa-Einträge. Wie kann das passieren? Von Christina Schmitt

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Alles beginnt mit einem Brief im Februar 2013. Eine Mahnung über 1.700 Euro, wofür, weiß Claudia Müller nicht. "Erstmal habe ich nur diesen Bescheid bekommen, dass ich das zu bezahlen hätte. Und war der Meinung, bin ich nicht. Geht mich nichts an. Es ist ein Versehen und hab's zur Seite gelegt." Der Brief ist der Beginn eines jahrelangen Kampfes um die Richtigstellung ihrer Daten. Claudia Müller heißt eigentlich anders. Sie will anonym bleiben, denn ihre Identität wird seit Jahren verwechselt. Sie bekommt Mahnungen für Schulden, die sie nie gemacht hat. Einmal sogar eine Vorladung vom Gerichtsvollzieher.

Eine Doppelgängerin macht Schulden, die ihr zugerechnet werden

Sie fängt an zu recherchieren und findet heraus: Es gibt eine andere Claudia Müller, mit dem selben Geburtsdatum, wohnhaft aber in einem anderen Bundesland. Mit diesem Wissen schickt sie Kopien ihres Ausweises an die Gläubiger - die ihr jetzt endlich glauben, dass es sich um eine Verwechslung handelt. Außerdem fordert Claudia Müller ihren Schufa-Eintrag an. Sie befürchtet, dass ihr Schufa-Eintrag mit der anderen Claudia Müller zusammengeführt wurde. Und tatsächlich, auf ihren Namen sind 29 Einträge gelistet - über Schulden und nicht bezahlte Kredite. Dabei finden sich Beträge von wenigen Hundert Euro bis hin zu knapp 46.000 Euro. Claudia Müller ist schockiert: "Ich habe realisiert, das sind alles Einträge zu meiner Person, die da im Hintergrund passiert sind, ohne dass ich überhaupt die leiseste Ahnung davon hatte. Da bleibt einem schon mal die Luft weg."

Die Schufa spricht von einem Einzelfall

Die Schufa gibt Claudia Müller damals gegenüber zu: Ihr Name wurde falsch zugeordnet. Ein falscher Eintrag, einsehbar für viele Unternehmen und Gläubiger. Kontrovers konfrontiert die Schufa erneut. Wie kam dieser Fehler zustande? Die Schufa lässt eine große Anwaltskanzlei antworten, 19 Seiten lang. Ein Schreiben, aus dem wir - so die Schufa-Anwälte - nicht zitieren dürfen. Auf Seite 15 wird der Fehler aber kleinlaut eingeräumt und als bedauernswerter Ausreißer gedeutet.

Ein Ausreißer mit weitreichenden Folgen für Claudia Müller. Sie fragt sich bis heute, wie so ein Fehler passieren kann: "Warum recherchiert man nicht weiter bis man dann zum Beispiel anhand von Geburtsname und Geburtsort schon mal zwei Parameter mehr hat, die beweisen würden, das ist aber doch nicht die, die wir meinen?" Claudia Müller beantragt eine Korrektur der Daten. Und stellt Strafanzeige bei der Polizei gegen Unbekannt.

Verbraucher müssen ihre Daten bei der Schufa selbst prüfen

Ist Claudia Müller ein Sonderfall, wie die Schufa behauptet? Tatjana Halm von der Verbraucherzentrale Bayern berichtet: "Es kommt tatsächlich immer wieder vor, dass wir Beschwerden erhalten, dass es wohl zu Verwechslungen kam bei den Schufa-Einträgen - also dass da Einträge sind, die da eigentlich nicht dieser Person zuzuordnen sind." Sie findet, die Schufa müsste im Zweifelsfall Daten genauer prüfen. Die Schufa beruft sich dagegen darauf, dass ihre Vertragspartner die Daten richtig übermitteln müssten. Für die Verbraucher bedeutet das: Sie müssen die Richtigkeit ihrer Daten selbst prüfen.

Mit einem Brief beginnt alles wieder von vorne

Auf Claudia Müllers Antrag, die Daten zu korrigieren, reagiert die Schufa erst nach mehreren Wochen. Man bedauere den Fall - die Daten wurden korrigiert. Zwei Jahre hatte sie ihre Ruhe. Vor wenigen Wochen dann der Schock: 600 Euro wurden als Pfändungsbetrag von ihrem Konto abgebucht. Sie befürchtet, es fängt wieder von vorne an: "Es ist einfach eine Ohnmacht, die einen da begleitet und eine totale Hilflosigkeit." Dieses Mal hat eine andere Auskunftei die Daten falsch zugeordnet. Claudia Müller muss die Datenverwechslung wieder selbst aufklären.