Nach den "überraschenden" Äußerungen der französischen Präsidentschaft zu dem Schiff mit 629 Füchtlingen an Bord werde der französiscbe Botschafter Christian Masset heute Vormittag erwartet, teilte das Außenministerium in Rom mit.
Scharfe Kritik aus Frankreich an italienischer Regierung
Die französische Regierung übte scharfe Kritik an der Zurückweisung des Schiffs: Regierungssprecher Benjamin Griveaux sprach in Paris vom "Beweis einer Form von Zynismus und einer gewissen Verantwortungslosigkeit der italienischen Regierung". Staatschef Emmanuel Macron habe an das internationale Seerecht erinnert. Demnach müsse bei einem Notfall das Land mit der nächstgelegenen Küste die Verantwortung für die Aufnahme übernehmen. Die Zurechtweisung Macrons erfolgte kurz vor dem Antrittsbesuch des neuen italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte am Freitag in Paris.
Rom: Italien brauchen "keine heuchlerischen Lektionen"
Rom reagierte äußerst verärgert. Die neue, rechtskonservative Regierung machte deutlich, dass Rom "keine heuchlerischen Lektionen" von Ländern wie Frankreich zum Flüchtlingsthema brauche. Der Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, sagte: "Sollen sie ihre Häfen öffnen und wir transferieren ein paar Personen nach Frankreich." Der französische Innenminister Gérard Collomb lud darauf seine Amtskollegen aus Rom und Madrid zu Gesprächen nach Paris ein.
Toninelli: "Angemessener politischer Pragmatismus"
Italiens Verkehrsminister Danilo Toninelli verteidigte das Vorgehen seines Landes. Es handele sich um "angemessenen politischen Pragmatismus, den es vorher nicht gab", sagte der Sterne-Politiker dem Sender Radio Capital. "Italien hat immer Menschenleben gerettet und wird sich niemals zurückziehen. Es sind andere, die beginnen müssen, Verantwortung zu übernehmen."