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Rohbau Einfamilienhaus

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FDP will Wohnungsbau entbürokratisieren

Eine Million Wohnungen fehlen in Deutschland. Die FDP sagt: Der Staat und seine Auflagenflut seien schuld. Die Liberalen bringen deshalb im Bundestag einen Antrag zur Entbürokratisierung ein. Doch der Staat ist nicht der Haupttreiber der Baukosten.

Es müsse jetzt Schluss sein damit, sich über Baukosten aufzuregen, so der bayerische FDP-Bundestagsabgeordnete Daniel Föst. Der Staat treibe sie doch selbst in die Höhe. Tatsächlich sind die Baukosten seit dem Jahr 2000 um etwa fünfzig Prozent gestiegen.

"Das beste Beispiel ist der Dämmwahn, wir haben es 2016 nochmal verschärft. Das erhöht die Baukosten allein um acht Prozent, das macht bei einem Einfamilienhaus gern mal 20.000 bis 30.000 Euro aus, spart aber nur 0,02 % CO2."

Daniel Föst, FDP-Bundestagsabgeordneter

FDP will "Bau-TÜV"

Die FDP fordert deshalb einen Bau-TÜV, der die Regeln überprüft. Die Liberalen wollen außerdem die Musterbauordnungen vereinheitlichen, damit nicht in jedem Bundesland andere Regeln gelten. Die bayerischen Wohnungsunternehmen finden den FDP-Ansatz richtig.

"Wir brauchen bezahlbares Bauen, weil die Vermieter ihre Baukosten auf die Mieten umlegen müssen. Und dieses bezahlbare Bauen wird erschwert durch Auflagen wie die Energieeffizienzvorlagen, die Themen wie Barrierefreiheit, die Stellplatzverordnung oder auch den Brandschutz."

Hans Maier, Direktor des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen

Viele Regelungen liegen in einem Spannungsfeld. Zum Beispiel die Stellplatzverordnung: Einerseits soll weniger Fläche versiegelt werden, deshalb sollen laut Stellplatzverordnung Parkplätze in Tiefgaragen verlegt werden. Andererseits steigen die Baukosten, wenn zusätzlich eine Tiefgarage gebaut wird. Dadurch wird der Wohnungsbau teurer.

Staat nicht der Hauptkostentreiber

Fakt ist: Laut einer Studie der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Wohnen und dem Pestel Institut sind seit dem Jahr 2000 deutschlandweit die Baukosten durch Auflagen von Bund, Länder und Kommunen um etwa 15 Prozent gestiegen. 

Aber das ist nicht der einzige Kostentreiber: Baumaterialien und Löhne sind 23 Prozent teurer, Bauland knapp sieben Prozent im deutschen Durchschnitt. Gerade in Bayern ist das ein Problem. Baureifes Land ist im Freistaat seit 2000 um 87 Prozent gestiegen. In großen Städten wie München tragen die Preise fürs Bauland mittlerweile rund 20 Prozent zu den Investitionskosten bei. Auch Handwerker kosten wegen der hohen Nachfrage im Moment mehr.

Das heißt, nicht der Staat, sondern der Markt ist der Haupttreiber für Baukosten.

Zu wenig Bauland

Allerdings ist auch der Staat mittelbar dafür verantwortlich, dass Bauland so teuer ist.

"Die Kommunen wandeln zu wenig Land in Bauland um. Es hängt aber auch sicherlich daran, dass wir keine geeigneten Anreizsysteme haben, damit die Landwirte oder die Grundstücksbesitzer bereit sind, Bauland zur Verfügung zu stellen."

Hans Maier, Direktor des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen

Um gegen hohe Baukosten vorzugehen ist Entbürokratisierung also ein erster Schritt ganz im Sinne der FDP. Die Haupttreiber der Kosten werden damit aber noch nicht bekämpft.  

(Autorin: Sophie von der Tann)