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Beschmierter Lkw der Essener Tafel

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Essener Tafel bleibt bei Aufnahmestopp für Ausländer

Die Essener Tafel hält trotz teilweise massiver Kritik vorerst an ihrem Aufnahmestopp für Ausländer als Neukunden fest. Weitere Unions-Politiker äußerten inzwischen Verständnis für dieses Vorgehen.

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Nach der massiven Kritik an dem Aufnahmestopp strebt die Tafel aber eine Neuregelung bei der Verteilung der Lebensmittel an. Die Stadt Essen und der Vereinsvorstand beschlossen die Gründung eines Runden Tisches, der nach Lösungen für die Probleme bei der Lebensmittelausgabe suchen soll. Unter der Moderation des Essener Sozialdezernenten Peter Renzel sollen in dem Gremium neben Vertretern der Tafel auch die örtlichen Wohlfahrtsverbände und Migrantenvereine sitzen. Dabei sollten im Fokus der Essener Tafel "ganz besonders Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern und Seniorinnen und Senioren stehen".

Die Entscheidung der Essener Tafel, vorerst keine Ausländer mehr als neue Kunden aufzunehmen, hatte seit Ende vergangener Woche empörte Reaktionen ausgelöst. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Maßnahme kritisiert. Der Essener Vereinsvorstand hatte den vorübergehenden Aufnahmestopp damit begründet, dass der Anteil der Migranten unter den 6.000 Menschen, die regelmäßig Lebensmittel erhalten, auf 75 Prozent gestiegen sei. Ältere Menschen und Alleinerziehende würden auf diese Weise schleichend verdrängt.

Verständnis bei der Union

Nach CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat auch der Innenexperte der Partei, Stephan Mayer, Verständnis für die Entscheidung der Essener Tafel gezeigt, vorerst nur noch Deutsche neu in ihre Kartei bedürftiger Menschen aufzunehmen. Jede Tafel stehe vor der Problematik, dass sie nur eine gewisse Menge an Lebensmitteln und Getränken zur Verteilung habe, sagte der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag der "Passauer Neuen Presse".

"Dabei müssen wir entschieden dem Eindruck entgegenwirken, dass wegen der Migrations- und Flüchtlingskrise und den enormen Mitteln, die der Staat für Flüchtlinge und Migranten aufwendet, hilfsbedürftige Deutsche schlechter gestellt werden und kürzer treten müssen." Stephan Mayer, CSU-Innenexperte

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach hält die Entscheidung der Essener Tafel zwar nicht für unproblematisch, schließlich sei die Bedürftigkeit für die Ausgabe der Lebensmittelspenden entscheidend. Allerdings hätten die Verantwortlichen monatelang um die Entscheidung gerungen. Die Kritik sei völlig überzogen, da diese Entscheidung nur vorübergehend sei und es nur um Neuaufnahmen gehe.

Kritik an Merkels Tafel-Kritik

Nach ihrer Kritik an der Essener Tafel und deren Aufnahmestopp für Ausländer gerät Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nun selbst unter Beschuss. "Wenn Helfer bedrängt werden, dann sollte die Politik die Tafel nicht kritisieren, sondern Hilfe anbieten", sagte FDP-Chef Christian Lindner der "Bild"-Zeitung. Caritas-Präsident Peter Neher sagte "Bild": "Statt kluger Ratschläge sollten die Verantwortlichen in Essen darin unterstützt werden, wie sie mit der offenbar schwierigen Situation umgehen, ohne zwischen einheimischen und ausländischen Bedürftigen zu unterscheiden."