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Der zerstörte Wagen der Journalistin

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Entsetzen nach Mord an Reporterin

Der Autobombenanschlag auf die maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia hat in Europa großes Entsetzen ausgelöst. Die Hintergründe der Tat bleiben unklar. Die EU-Kommission verurteilte das Attentat scharf.

Die Bloggerin war am Montag gestorben, als ein an ihrem Wagen deponierter Sprengsatz explodierte. Caruana Galizia war eine unbequeme Journalistin. Über die Grenzen Maltas hinaus erregte die dreifache Mutter Aufsehen mit der Enthüllung, eine in den "Panama Papers" erwähnte Firma gehöre der Frau von Maltas Regierungschef Joseph Muscat. Muscat hatte dies als "glatte Lüge» bezeichnet. Im Februar 2016 hatte sie veröffentlicht, was die "Panama Papers" später bestätigten: Dass Regierungsmitglieder in Panama ihre eigenen geheimen Firmen aufgezogen hatten.

Der Regierungschef gibt sich unschuldig

"Jedem ist bewusst, dass Frau Caruana Galizia politisch und persönlich eine meiner schärfsten Kritiker war", sagte Regierungschef Joseph Muscat nach einer Mitteilung. Dies rechtfertige aber in keiner Weise die "barbarische Tat".

In diesem Land steht Rechtsstaatlichkeit über allem und jedem." Joseph Muscat, Regierungschef

Die EU-Kommission rief die Behörden auf der Mittelmeerinsel dazu auf, ihre Arbeit zu tun.

"Präsident Jean-Claude Juncker und die Kommission verurteilen diesen Anschlag mit den schärfstmöglichen Worten. Wir setzen darauf, dass das geahndet wird." Margaritis Schinas, Sprecher der EU-Kommission

"Überall sind Gauner"

Der staatliche Sender TVM hatte berichtet, dass die Bloggerin der Polizei vor zwei Wochen Morddrohungen gemeldet hatte. In ihrem letzten Artikel, der gut eine halbe Stunde vor ihrem Tod online ging, schrieb sie: "Wo du auch hinschaust, überall sind Gauner. Die Lage ist hoffnungslos."

Matthew Caruana Galizia ist überzeugt, dass seine Mutter umgebracht wurde, weil sie zwischen dem Gesetz und denjenigen stand, die es immer wieder brachen. Es sei nicht irgendein Mord gewesen, schrieb er auf Facebook.

"Wenn überall um dich herum Blut und Feuer ist, ist das Krieg." Matthew Caruana Galizia, Sohn der toten Journalistin

Die Regierung habe zugelassen, dass eine "Kultur der Straffreiheit" auf Malta gedeihe. "Wären die Behörden bereits an der Arbeit, gäbe es keinen Mord, der aufgeklärt werden muss."

Explosive "Malta Files"

Caruana Galizia arbeitete auch an den "Malta Files" - vertrauliche Dokumente der maltesischen Finanzbehörde, die Steuerbetrug in großem Stil von Unternehmen und Privatleuten offenlegen. Malta steht seit längerem in der Kritik, weil das Steuersystem Unternehmen einen Mini-Steuersatz ermöglicht. Auch deutsche Firmen sind wegen möglicher Tricksereien ins Visier der Steuerfahnder gerückt.

Zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung sagte sie auch in einem Untersuchungsausschuss des Europaparlaments aus. Der Abgeordnete der Grünen/EFA-Fraktion, Sven Giegold, bezeichnete ihre Rolle als entscheidend bei der Aufdeckung schwerwiegender Vorwürfe. Der Anschlag erinnere ihn "an Putins Russland, nicht an die Europäische Union". Der Linken-Abgeordnete Fabio De Masi sagte: "Wir können nicht tolerieren, dass Journalisten mitten in der EU ermordet werden."