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Symbolbild zur Rentenerhöhung

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Wohltat oder trojanisches Pferd? Renten steigen zum 1. Juli

Zum Monatswechsel kommt eine Rentenerhöhung, die so kräftig ausfällt, wie lange nicht. Allerdings sind damit nach Ansicht von Sozialverbänden die Probleme vor allem von Beziehern geringer Renten nicht gelöst. Von Nikolaus Nützel

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wer schon länger in Rente ist, hat wahrscheinlich etliche Nullrunden in Erinnerung – In den Jahren 2004 bis 2006 kam exakt gar nichts auf die Rente oben drauf, auch im Jahr 2010 gab es eine Nullrunde – Die 3,2 Prozent, die jetzt aufgeschlagen werden, klingen da ziemlich üppig. Zu verdanken haben die Rentner diesen Aufschlag der guten Konjunktur und dem vergleichsweise raschen Anstieg der Löhne, erklärt Sandra Wissen von der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd:

"Die Rentenanpassungen hängen davon ab, wie sich der Lohn entwickelt. Das heißt, je nachdem wie die Löhne gestiegen sind, ist auch die Rentenanpassung dementsprechend höher."

Wenn man sich bei Rentnern umhört, sind die Meinungen zum Aufschlag von gut 3,2 Prozent allerdings gemischt. Bei einem Aktionstag des Sozialverbands VdK in München gibt es ganz unterschiedliche Stimmen:

"Ja ich glaube, dass das nicht schlecht ist. - Das hört sich viel an, aber es wird ja alles teurer. - Das ist eine Frechheit an und für sich. Jetzt wird das alles teurer, bei den Bahnfahrten, weil die mehr Gehalt kriegen – Also, wo sind wir mit unseren drei Prozent dann, wo sammer do?"

Wer die rechnerisch höchste denkbare Rente von etwa 2700 Euro im Monat bezieht, bekommt ab Juli jeden Monat 87 Euro oben drauf. Allerdings sind solche Renten die Ausnahme, in Bayern bekommen Frauen im Schnitt zwischen 600 und 700 Euro Rente - Die jetzige Anpassung macht für sie nur rund 20 Euro aus.

Guter Verdienst mach sich im Alter bezahlt

Dahinter steht die weit mehr als hundert Jahre alte Logik des deutschen Rentensystems: Wer während seines Berufslebens gut verdient hat, bezieht auch eine vergleichsweise hohe Rente. Wer einen niedrigen Lohn bezogen hat, oder immer mal wieder ausgesetzt hat, muss im Alter mit vergleichsweise wenig Rente zurechtkommen. Die Bundesregierung hat vor einigen Monaten eine Kommission eingesetzt, die Vorschläge machen soll, um das Rentensystem, das in die Bismarck-Zeit zurückreicht, zukunftssicher zu machen.

Rente der Alten wir mit den Beiträgen der Jungen bezahlt

Der Ökonomie-Professor Axel Börsch-Supan, der in der Kommission mitarbeitet, warnt davor, eine simple Tatsache zu vergessen:

"Die Rente bezahlt sich aus den Beiträgen der Jungen. Alles, was die Alten mehr bekommen, muss den Jungen weggenommen werden und umgekehrt. Und diese Balance aufrecht zu erhalten, trotz des demographischen Wandels, ist das Haupt-Kunststück, was wir zu machen haben."

So wird die Kommission unter anderem darüber diskutieren, ob das Renten-Eintrittsalter, das für alle, die nach 1964 geboren sind, inzwischen bei 67 Jahren liegt, noch weiter angehoben werden soll. An der grundlegenden Systematik aber, dass bei der Höhe der Renten vor allem die Frage zählt, wie gut jemand während seines Berufslebens verdient hat, und nicht die Frage, ob die Rente zum Leben reicht, dürfte sich auch durch die Arbeit der Kommission wohl kaum etwas ändern.

VDK-Chefin Mascher fordert staatliche Maßnahmen

Wenn sich an dieser Logik schon nichts ändert, müsse für die Bezieher mittlerer und niedriger Renten an anderer Stelle etwas getan werden, findet die Vorsitzende des Sozialverbands VdK Bayern, Ulrike Mascher: 

"Dass die Mieten nicht mehr weiter ins Nirvana wachsen, wo man sich gar nicht vorstellen kann, wie man die noch bezahlen soll. Und die Frage ist, stellt zum Beispiel der Verkehrsverbund ein preisgünstiges Seniorenticket zur Verfügung?"

Mit solchen Forderungen findet die VdK-Chefin bei vielen Rentnern Zustimmung. Denn eine spürbare Anhebung wie um die 3,2 Prozent, die jetzt auf die Altersbezüge oben drauf kommen, war in den vergangenen Jahren die absolute Ausnahme.

"Wir haben eigentlich immer eine Rentenkürzung gehabt durch das, was teurer geworden ist. Naja, mehr war besser. Aber a bissl was is a", Stimmen von Rentnern