Sadr, der Distanz zum Iran hält und auch ein langjähriger Gegenspieler der USA ist, kann selbst nicht Regierungschef werden, da er bei der Wahl nicht angetreten war. Allerdings hat er ein gewichtiges Wort bei Verhandlungen mitzureden. Diese dürften sich hinziehen, die Regierung sollte aber binnen 90 Tagen nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses gebildet werden.
Der Sieg seiner Sairun-Liste führt nicht automatisch dazu, dass Sadr einen Ministerpräsidenten durchsetzen kann. Die anderen starken Gruppierungen müssten einer Nominierung zustimmen. So kommt der Anführer der wichtigsten irakischen Schiiten-Miliz, Hadi al-Amiri, der vom Iran unterstützt wird, mit seinem Block Al-Fatih auf den zweiten Platz. Er holte 47 Parlamentssitze. Der vom Westen unterstützte bisherige Ministerpräsident Haider al-Abadi und seine Siegesallianz landeten laut Wahlkommission auf dem dritten Platz. Sie verfügen über 42 Mandate.
Kampf gegen Korruption
Sadr hat vor allem unter den jungen und mittellosen Irakern viele Anhänger. Er hat Korruption und schlechte Regierungsführung zu seinem Thema gemacht. In einem Tweet schrieb Sadr kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses: "Die Reform ist siegreich, und die Korruption nimmt ab."