Ein Landwirt  bestellt sein Feld im Isental
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Traktor auf Feld im Isental

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Bauernverband: Ertragslage der Landwirte erholt sich

Die Landwirte haben 2021/22 wieder mehr verdient. Das geht aus dem Situationsbericht des Deutschen Bauernverbands hervor. Präsident Rukwied sprach von einer "Erholung", warnte zugleich aber vor Belastungen durch neue Auflagen.

Für den Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, zeigt das abgelaufene Wirtschaftsjahr 2021/22 eine deutliche Erholung. Nach dem heute vom DBV in Berlin vorgestellten Situationsbericht haben sich die Betriebsergebnisse der Unternehmen erheblich verbessert - bei Haupterwerbsbetrieben im Durchschnitt auf 79.700 Euro pro Betrieb. Das sind laut DBV 26.200 Euro mehr als im Vorjahr. Je nicht entlohnter Familien-Arbeitskraft betrug der Gewinn pro Person 56.200 Euro. Davon müssen laut Verband jedoch die private Lebenshaltung, die soziale Sicherung und die Investitionen in den Familienbetrieb finanziert werden. Ursache für die Erholung waren nach Angaben des Bauernverbands vor allem höhere Erzeugerpreise für Milch, Ackerfrüchte und Rindfleisch aufgrund der knappen Versorgungslage.

Unterschiede nach Region und Betriebsart

Unterschiede gibt es bei den Betriebsergebnissen jedoch zwischen den einzelnen Betriebsarten. So haben sich laut Bauernverband vor allem Ackerbau- und Milchviehbetriebe verbessern können - im Gegensatz zur Schweinehaltung oder zu arbeitsintensiven Sonderkulturen wie etwa dem Obstanbau. So habe das Betriebsergebnis bei den Schweinehaltern nur bei rund 60.000 Euro pro Unternehmen gelegen - knapp 20.000 Euro unter dem Durchschnitt aller Betriebe. Zudem sei die wirtschaftliche Entwicklung im Norden Deutschlands positiver verlaufen als im Süden.

  • Zum Artikel: Bayern startet Programm für eine bessere Schweinehaltung

"Erholung" auch in Bayern

Aber auch in Bayern seien die Wirtschaftsergebnisse der Haupterwerbsbetriebe nach drei schwachen Jahren nun "als Erholung einzuordnen", so Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands (BBV). So haben die Ergebnisse der Haupterwerbsbetriebe in Bayern laut BBV bei knapp 63.200 Euro gelegen - deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 79.700 Euro. Dennoch bedeuten auch die bayerischen Betriebsergebnisse eine deutliche Steigerung zum Vorjahr von durchschnittlich 34 Prozent.

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Milchkühe in einem Stall im Landkreis Mühldorf

Milchviehbetriebe: Erstmals wieder Gewinne

Für Bayerns Milchviehbetriebe habe sich die Einkommenssituation und damit auch die Wirtschaftlichkeit deutlich verbessert, so Hans Foldenauer, Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM). Während die Milcherzeugungskosten rund 53 Cent pro Kilo betrügen, liege das Milchpreisniveau in einer Spanne zwischen 53,4 bis 68,5 Cent je Kilo. Der von den bayerischen Molkereien ausgezahlte Milcherzeugerpreis dürfe bei rund 57 bis 58 Cent liegen, so Foldenauer: "Damit können erstmals seit rund 15 Jahren neben einer Kostendeckung auch Gewinne erzielt werden." Dadurch könnten die Betriebe jetzt einen kleinen Teil der jahrelang angehäuften Schulden abtragen. Das stabilisiere die Betriebe etwas. Zu bedenken sei aber, so der BDM-Sprecher, "dass es auf vielen Betrieben einen Investitions- und Reparaturstau gibt. Obwohl die Phase steigender Milcherzeugerpreise nun schon eine längere Zeit angehalten hat, kann nicht von einer längerfristigen Stabilität gesprochen werden."

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Hähnchen im Alter von knapp drei Wochen in einem Stall im Landkreis Rottal-Inn

Geflügel: "Wirtschaftlichkeit bei Weitem nicht zufriedenstellend"

Ein gemischtes Bild der Lage zeichnet auch der Landesverband der Bayerischen Geflügelwirtschaft (LVBGW). Die Einkommenssituation der Betriebe, sagt Verbandsgeschäftsführer Christian Schwarzer, sei geprägt von den schnell gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen. Auf diese hätten die Betriebe keine Reaktionsmöglichkeit gehabt, so Schwarzer: "An Futter und Strom für die Lüftung kann eben nicht gespart werden." Trotz erfolgter Preisanpassungen auf der Erzeugerseite sei die Wirtschaftlichkeit der Betriebe bei Weitem noch nicht zufriedenstellend. Auch, weil man die gestiegenen Erzeugungskosten nicht so ohne Weiteres an die Verbraucher weitergeben könne, so der Verbandsgeschäftsführer: "Bei höheren Verbraucherpreisen wird spürbar weniger gekauft."

Schweinehalter: Bestandseinschränkungen, Betriebsaufgaben

Nach wie vor dramatisch sieht es bei den Schweinhaltern aus - in Deutschland, aber auch in Bayern. Die Betriebe steckten weiter in einer schwierigen Situation, so Stephan Neher, Vorstandsvorsitzender der Ringgemeinschaft Bayern: "Die gestiegenen Erlöse decken nicht die ebenfalls gestiegenen Produktionskosten. Unsere Erzeugerorganisationen beobachten in großem Maße Betriebsaufgaben und Bestandseinschränkungen, die im zweistelligen Prozentbereich liegen." Hinzu komme, dass die Verbraucher sehr preisbewusst einkauften, so Neher: "Preisaufschläge auf höhere Tierwohl- und Umweltstandards sind schwierig umzusetzen."

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Etwas mehr "Tierwohl": Vom Verbraucher gefordert, aber nicht gerne bezahlt. "Tierwohlstall" im Landkreis Göppingen

Hohe Kosten und politische Unsicherheit

Sorge bereiten dem Bauernverband vor allem die hohen Betriebskosten, die Gewinne wieder aufzuzehren drohen. So hätten sich Düngemittel, Energie, Löhne und andere Betriebsmittel drastisch verteuert oder seien nur eingeschränkt verfügbar, so Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Umso wichtiger sei es, dass die deutsche und die europäische Politik dieser kritischen Situation gerecht würden.

  • Zum Artikel: Trotz Höfesterbens - Bauer findet keinen Hof

Erforderlich, so Rukried, seien jetzt neue Ansätze: "Der EU-Vorschlag zur Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes über ein Verbot in 'sensiblen Gebieten' ist der völlig falsche Weg, weil dieser drastische Einbußen der heimischen Produktion zu Gunsten einer wachsenden Importabhängigkeit zur Folge hätte." Beim Tierwohl fehle es auf Bundesebene an einem verlässlichen Rahmen, an dem sich die Betriebe orientieren könnten. Bei den Erneuerbaren Energien richteten die Erlösabschöpfungen großen Schaden an, indem investierende Landwirte und finanzierende Banken abgeschreckt würden. Allein beim Biogas seien bereits geplante Investitionen von rund einer Milliarde Euro gestoppt worden. "Anstatt die Landwirte mit falschen Umweltauflagen und Abschöpfungen zu belasten", so Verbandspräsident Rukwied, "brauchen sie eine verlässliche Grundlage für die dringend notwendigen Investitionen."

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