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SPD-Parteitag

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Nahles und Lange werben um Gunst der Genossen

Die SPD formiert sich neu - auch personell. Beim Parteitag in Wiesbaden wird heute erstmals eine Frau an die Spitze gewählt: Andrea Nahles oder Simone Lange. Beide stellten sich und ihre Vorstellungen in ausführlichen Reden vor.

Es wird eine Frau. Soviel ist jetzt schon klar. Um den Posten an der Parteispitze bewerben sich sowohl SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles als auch Simone Lange, die Oberbürgermeisterin von Flensburg. Dabei gilt als sicher, dass Nahles das Rennen machen wird. Sie fing ihre Rede gewohnt salopp an:

"Mein Name ist Andrea Nahles, ich bin 47 Jahre und lebe mit meiner Tochter in der Eiffel. Katholisch, Arbeiterkind, Mädchen, Land. Muss ich noch mehr sagen?" Andrea Nahles in ihrer Bewerbungsrede

Nahles sieht Personalquerelen in der SPD beendet

Es sei nicht logisch gewesen, dass sie einmal in der SPD Karriere machen würde, betonte Nahles und wurde dabei sehr persönlich: Sie sprach ihre Mutter an, die unter den Delegierten saß. Dass es eine Frau werde an der Parteiführung, das sei für sie sehr wichtig, so Nahles. Die Fraktionschefin räumte ein, dass die Sozialdemokraten in den letzten Wochen und Monaten viele Querelen auszufechten hatten.

"Wir haben es aber auch geschafft, uns aus dieser schwierigen Situation der letzten Monate aus eigener Kraft wieder zu befreien." Andrea Nahles beim Parteitag in Wiesbaden

Als Beispiel nannte sie den Koalitionsvertrag mit der Union, das gelungene Mitgliedervotum der SPD und die nach ihren Worten "gute Regierungsmannschaft".

Was den Sozialstaat angeht, mahnte Nahles mehr konkrete Hilfen für die Bürger an. Es brauche dringend eine Reform, die den Sozialstaat bürgernäher mache, ohne Hürden und Hindernisse für diejenigen, die Unterstützung bräuchten.

Lange: "Uns fehlt es an Teamspiel"

Nahles' Kontrahentin Simone Lange hatte vor Nahles gesprochen. Sie stellte in ihrer Bewerbungsrede erst einmal das in den Vordergrund, was aus ihrer Sicht in der Partei (noch) nicht funktioniert:

"Uns fehlt es an Teamspiel, an Offenheit und an Glaubwürdigkeit, aber Deutschland und Europa braucht uns." Simone Lange, SPD

Lange machte deutlich, dass sie die SPD als Teil der europäischen Sozialdemokratie versteht.

"Die Partei muss jetzt erstarken, die Sozialdemokratie Europas muss jetzt zeigen, dass sie lebt." Simone Lange

"Entschuldige mich bei Hartz-IV-Empfängern"

Lange betonte, dass sie in Deutschland vieles im Argen sieht. Dabei sparte sie auch nicht an Kritik am Koalitionspartner Union - und an Kanzlerin Angela Merkel.

"Schluss mit Warteschlangen vor den Sozialämtern, Schluss damit, dass wir unsere Schulen so aussehen lassen wie sie aussehen. Schluss damit, dass wir den eigenen Staat schwächen. Eine starke Kanzlerin, die beseitigt nicht den Staat, sondern die Armut in unserem Land." Simone Lange

A propos Armut: Die Flensburger Oberbürgermeisterin machte noch einmal deutlich, was sie von der Agenda-Politik von Altkanzler Gerhard Schröder hält: Sie entschuldigte sich bei allen Hartz-IV-Empfängern in Deutschland.