Staatsanwaltschaft, Nebenkläger und Verteidiger sollen heute am vorletzten Verhandlungstag im Missbrauchsverfahren gegen den Ex-SPD-Politiker Linus Förster ihre Plädoyers halten. Auf der Tagesordnung stand davor noch die Befragung von zwei Zeugen - einem mutmaßlichen Opfer und einem Polizisten. Außerdem sollte sich ein psychiatrischer Gutachter äußern. Der Sachverständige hat den ganzen Prozess verfolgt und ein Begutachtungsgespräch mit Förster geführt und soll erläutern, welchen Eindruck er von ihm gewonnen hat.
Zeugin schildert Folgen des mutmaßlichen Missbrauchs
Die Frau, die heute als mutmaßliches Opfer aussagte, soll von Förster nachts an einem See missbraucht worden sein, als sie angetrunken am Lagerfeuer schlief. Sie habe Förster schon vorher gekannt, aber es habe nie Avancen gegeben, erklärte sie.
"Für mich war das eine schöne Feier, die ich in einer schönen Erinnerung habe, es gab Essen, man hat was getrunken, im See geschwommen, ich war irgendwann sehr müde und hab mich dann schlafen gelegt." Aussage einer Zeugin vor Gericht
Nach dem Schwimmen habe Förster versucht, sie abzutrocknen, aber da habe sie sich weggedrückt. Sie habe nicht den Kontakt zu ihm gesucht, er habe den Schlafsack für sie hergerichtet.
Auf die Frage des Beisitzers, wie es ihr heute gehe, sucht die junge Frau lange nach Worten. Es vergehe kein Tag, an dem sie nicht daran denken müsse; sie sei nie wieder zu dem Badesee gegangen, den "ich eigentlich sehr geliebt habe". Auch auf ihre Beziehung habe sich der Missbrauch ausgewirkt, "wenn mein Freund sich an mich kuschelte", erzählt die Frau mit zitternder Stimme.
Polizist beschreibt Förster als kooperativ
Außerdem sagte ein Kripobeamter aus. Er schilderte, wie die erste Hausdurchsuchung bei Förster ablief. Der sei "kooperativ" gewesen und habe sogar Passwörter für Computer aufgeschrieben.
Förster hat Vorwürfe eingestanden
Der 52-jährige ehemalige Landtagsabgeordnete Förster hat die Vorwürfe gegen ihn eingestanden und mehreren Opfern auch ein Schmerzensgeld bezahlt. Er will jetzt, wie er vor Gericht sagte, "einen Schlussstrich ziehen und ein neues Leben anfangen".
Missbrauch und 1.300 Kinderporno-Dateien
Förster, der unter anderem auch jugendpolitischer Sprecher der SPD war, soll rund 1.300 Kinderporno-Dateien auf seinen Rechnern gehortet haben und einvernehmlichen Sex mit Frauen heimlich gefilmt haben. Zudem soll er sich schlafenden oder infolge von Medikamenteneinnahme widerstandsunfähigen Frauen aufgedrängt und sie sexuell missbraucht haben. Im Falle einer Verurteilung muss Förster mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen.