Wie es in so einem „Dorfladen des Jahres“ aussieht, kann man sich in Waal im Ostallgäu anschauen.
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Wie es in so einem „Dorfladen des Jahres“ aussieht, kann man sich in Waal im Ostallgäu anschauen.

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Wie ein "Dorfladen des Jahres" mit roten Zahlen kämpft

Am Freitag hat die internationale Grüne Woche in Berlin begonnen. Dort werden auch heuer die „Dorfläden des Jahres“ ausgezeichnet. Doch die Auszeichnung ist noch kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg – das zeigt ein Beispiel aus dem Ostallgäu.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Einer der sieben besten Dorfläden in Deutschland – als solcher wurde der Dorfladen in Waal im Ostallgäu 2023 ausgezeichnet. Ausgewählt wurde er von einer externen Jury mit Mitgliedern des Handelsverbandes und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Das Team des Geschäfts ist stolz auf die Auszeichnung. Während viele Dorfläden nach wenigen Jahren wieder schließen müssen, hält sich der Laden in Waal nun schon fast sieben Jahre, obwohl er nicht das einzige Geschäft in dem 1.600-Einwohner-Dorf ist. Doch mit der wirtschaftlichen Situation hat der Laden trotzdem zu kämpfen.

Wirtschaftliche Situation seit zwei Jahren schwierig

Gerade das letzte Jahr, in dem der Waaler Dorfladen ausgezeichnet wurde, war eines der schwierigsten bisher, sagt Karin Ückert, die Teamleiterin im Verkauf des Ladens. "Wir müssen schon auch immer kämpfen, dass wir bestehen bleiben", erzählt sie. Seit zwei Jahren schreibt der Laden rote Zahlen, obwohl die Waaler sogar selbst an ihrem Dorfladen beteiligt sind.

Die Bewohner der Gemeinde können Anteile an ihrem Dorfladen kaufen. 200 Euro kostet so ein Anteil. Über 300 Waaler haben bisher einen Anteil gekauft – doch nicht alle Anteilseigner kaufen auch im Dorfladen ein, meint Matthias Bultmann, einer der Geschäftsführer. Viele Menschen würden selbst kleine Besorgungen in den großen Supermärkten in Buchloe erledigen. Das sowie die allgemein gestiegenen Lebensmittelpreise und die damit verbundene Kaufzurückhaltung seien der Grund für die schlechte wirtschaftliche Situation, so Bultmann.

Kunden schätzen den persönlichen Kontakt und die Nähe

Etwa 160 Kunden kommen jeden Tag in den Dorfladen. Viele kaufen einzelne Lebensmittel oder Geschenke bei den Spezialitäten ein. Der Laden hat etwa Aroniasaft aus Honsolgen, Honig aus Waal, Schnaps aus dem Allgäu, Mehl aus Buchloe oder Käse aus Peiting im Angebot.

Teamleiterin Karin Ückert begrüßt jeden Kunden, der zur Tür hereinkommt, mit Namen. Der persönliche Kontakt und die Möglichkeit, um die Ecke einzukaufen, gefällt den Leuten in Waal. Hier treffen sie sich auf ein Bier oder einen Kaffee und sie finden hier alle Produkte des täglichen Bedarfs. Auch Bürger ohne Auto können in Waal selbstständig einkaufen.

Dorfladen investiert und renoviert

Damit das so bleibt, wurde in den letzten Jahren viel investiert. Statt durch eine Holztür mit Glocke kommt man inzwischen durch Glasschiebetüren in den 150 Quadratmeter großen Dorfladen. Früher, als man hier noch "bei Frau Protschka" eingekauft hat, war an der Stelle der Türen noch eine dicke Mauer.

Beliefert wird der Laden zweimal die Woche von Edeka. Viele Produkte kommen aber eben aus der Region. Etwa die Brote der Bäckereien Pfatischer und Ried, die hinter der Kasse im Regal liegen. Beide Bäckereien sind keine fünf Kilometer entfernt. In der Kühltheke liegt Wurst von der Metzgerei Kuhn, die ein Geschäft in derselben Straße führt. Und auch ein Bioladen ist in der Nähe. Doch die Geschäfte wollen sich keine Konkurrenz machen, sondern gemeinsam das Dorfleben bereichern – auch wenn es nicht immer einfach ist.

Dieser Artikel ist erstmals am 19.01.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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