Regale mit Lebensmitteln stehen im Supermarkt "Tante M" in Parkstein.
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Der Supermarkt "Tante M" in Parkstein kommt fast ohne Personal aus.

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Supermarkt ohne Personal: Die Zukunft für den ländlichen Raum?

Es war der erste dieser Art in Bayern: In Parkstein hat seit gut einem Jahr der Laden "Tante M" geöffnet. Der Supermarkt kommt fast komplett ohne Personal aus. Die ersten Hürden sind gemeistert, jetzt sollen bald mehr Läden entstehen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Tür geht bei "Tante M" in Parkstein automatisch auf, täglich zwischen 5 und 23 Uhr. Auf rund 90 Quadratmetern Verkaufsfläche des Ladens sind 1.200 Artikel für den täglichen Bedarf in die Regale geschichtet, dazu Backwaren und Wurst vom örtlichen oder regionalen Metzger.

Kassiert wird selbst: abscannen, auf dem Computer bestätigen und dann entweder mit EC-Karte oder Kundenkarte bezahlen. Oder in bar, dafür muss der Betrag centgenau in eine Art Spardose geworfen werden. Mehrere Kameras überwachen den ganzen Raum. Geklaut wird nicht mehr als in Supermärkten mit Personal, betonen die Betreiber.

Kunden loben das Supermarkt-Sortiment

Der Laden ist eine Art begehbarer Automat, der fast komplett ohne den großen Kostenfaktor Personal auskommt und dadurch vor allem auf dem Land, wo große Kundenströme fehlen, leichter wirtschaftlicher zu betreiben ist. Die beiden Minijobberinnen Christine Hundhammer und Sabine Piller sind nur stundenweise da - wenn Ware eingeräumt oder kontrolliert werden muss. Oder wenn die Poststelle geöffnet hat, die in einer Ecke integriert ist.

Die Waren sind ein bisschen teurer als in großen Supermärkten. Dafür loben die Kunden, dass sie alles für ihren täglichen Bedarf finden würden. Die einen kommen spontan, weil sie ihren Speiseplan geändert haben. Die anderen, weil sie beim Wocheneinkauf im benachbarten Weiden etwas vergessen haben. Oder auch, weil es hier ruhiger und übersichtlicher zugeht.

Bürgermeister will Grundversorgung sicherstellen

Das Konzept von "Tante M" stammt von Christian Maresch aus Baden-Württemberg, dort gibt es bereits über 30 dieser Läden. In Parkstein läuft der erste dieser Art in Bayern seit gut einem Jahr erfolgreich. Bürgermeister Reinhard Sollfrank (Freie Wähler) wollte damit die Grundversorgung in seiner 2.300-Einwohner-Gemeinde sicherstellen.

Hier gibt es zwar zwei Bäckereien und Metzgereien, allerdings reiche das nicht, sagt er. Denn die Stadt Weiden und ihre Einkaufsmöglichkeiten liegen rund zehn Kilometer entfernt. Gerade für Ältere und Jugendliche sei mit einem schlecht ausgebauten öffentlichen Nahverkehr der Einkauf in Weiden nicht zu meistern.

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Kunden im Selbstbedienungs-Supermarkt "Tante M"

Weitere "Tante M"-Läden starten

Die Gemeinde ist Vermieter, Betreiber ist Franchise-Unternehmer Andreas Gerullis, der vor wenigen Wochen in Pechbrunn im Landkreis Tirschenreuth bereits den zweiten "Tante M" in Bayern eröffnet hat. Im Februar folgt einer in Thiersheim in Oberfranken. Die Interessenten stehen Schlange, sagt Gerullis. Er nennt eine Handvoll weiterer Kommunen in der Oberpfalz, mit denen er bereits in konkreten Verhandlungen sei. Auch der Bürgermeister muss nach wie vor viele Fragen von anderen Bürgermeistern aus ganz Bayern beantworten, wie der Laden denn laufe in seiner Gemeinde.

Das Konzept scheint aufzugehen, in Parkstein spricht der Bürgermeister von einer Win-Win-Situation. Die Gemeinde habe die Grundversorgung sichergestellt und die Bürger kämen gerne zum Einkaufen. Tabak und Alkohol gibt es allerdings nicht. Jugendliche kauften dafür Energydrinks, Chips, Tiefkühlpizzen und Kondome, nennt der Bürgermeister die Verkaufsschlager bei den jungen Kunden.

Mit Ausnahmeregelung auch am Sonntag einkaufen

Allerdings: Wenige Wochen nach der Eröffnung vor einem Jahr kam der Schock für den Bürgermeister und die Gemeinde. "Tante M" musste sonntags schließen. Ausgerechnet an einem der umsatzstärksten Tage. Das bayerische Sonn- und Feiertagsgesetz machte dem Konzept aus Baden-Württemberg einen Strich durch die Rechnung. Politisch konnte bislang noch keine Lösung gefunden werden, der Landtag arbeite daran, das Gesetz zu ändern, so Sollfrank. Aber die Kommune hat dem Betreiber mittlerweile eine Ausnahmegenehmigung erteilt, sodass seit einigen Wochen wieder sonntags eingekauft werden kann.

Und noch ein Aspekt des Konzepts aus Baden-Württemberg war nicht übertragbar auf Bayern: Zum Sortiment für den täglichen Bedarf gehören in Baden-Württemberg Maultaschen. Die hat Betreiber Andreas Gerullis in den bayerischen Läden aus den Regalen genommen. Stattdessen gibt es Knödelteig.

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