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Magnus Schmid in Äthiopien

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Wie ein Bayer in Äthiopien Fluchtursachen bekämpft

Fluchtursachenbekämpfung auf bayerisch: Der Rosenheimer Entwicklungshelfer Magnus Schmid hilft Kleinbauern in Äthiopien - mit Businessplänen und handfester Unterstützung, aber auch mit regelmäßigem Gespräch beim Kaffee. Von Johannes Reichart

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Fluchtursachenbekämpfung auf bayerisch

Erstmal gemeinsamer Kaffee: Magnus Schmid sitzt mit den Kleinbauern der Tukakatar-Kooperative in einer kleinen Hütte und schlürft das Getränk, es duftet nach Weihrauch, der bei keiner Kaffee-Zeremonie in Äthiopien fehlen darf. Der bayerische Entwicklungshelfer leitet für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ den Aufbau sogenannter grüner Innovationszentren. Da gehört das regelmäßige Gespräch mit den Bauern dazu. Entwicklungshelfer Magnus Schmid aus Rosenheim greift neue Ideen von äthiopischen Kleinbauern auf und zeigt neue Wege, um effizienter zu landwirtschaften:

"Man muss die Landflucht vermeiden, und Äthiopien braucht für die geplanten Industrieparks, wo künftig Lebensmittel produziert werden sollen, auch Rohstoffe. Die müssen quantitativ und qualitativ hergestellt werden, das schafft man nur, wenn man die ländliche Bevölkerung dabei unterstützt." Magnus Schmid, Entwicklungshelfer aus Rosenheim

Besserer Eigenanbau statt Weizenimporte

Äthiopien gilt als Probe aufs Exempel für den Marshallplan für Afrika der Bundesregierung. Wenn es dem zweitgrößten Land Afrikas gelingt, seine Landwirtschaft zu modernisieren, dann ist das auch anderswo möglich, ist sich auch Magnus Schmid sicher. Seitdem die neue äthiopische Regierung im Amt ist, darf die GIZ in sogenannten "Farmer Service Centern" modernere Pflüge, Pflanzenschutzmittel und Saatgut direkt an die Bauern verkaufen. Noch produzieren die Bauern zu wenig Getreide für die 100 Millionen Äthiopier. Jedes Jahr muss das ostafrikanische Land 600.000 Tonnen Weizensaatgut importieren. Das soll sich ändern, darum soll Magnus Schmid hier den Marshall-Plan für Afrika der Bundesregierung umsetzen:

"Wenn es hier gutes Saatgut gibt, wenn die Verarbeitung besser läuft und mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, dann ist Äthiopien eine Region, von wo aus weniger Menschen nach Europa gehen werden." Magnus Schmid, Entwicklungshelfer aus Rosenheim

Private Initiativen im bislang sozialistischen Agrarsystem

Seitdem die neue äthiopische Regierung im Amt ist, darf die Deutsche Entwicklungsgesellschaft sogenannte "Farmer Service Center" unterstützen. Das sind private Läden, die den Bauern modernere Pflüge, Pflanzenschutzmittel und Saatgut direkt verkaufen. Früher gab es all das nur bei den Kooperativen und war schlecht zugänglich. Ein sozialistisches System in der Landwirtschaft. Fünf solcher "Farmer Service Center" gibt es schon, auf sie ist Magnus Schmid stolz.

Die Maßnahmen der GIZ erreichen bislang 35.000 Bauern, die ganze Arsi-Zone im Norden Äthiopiens soll den Agrarwandel mitmachen, so die Hoffnung der deutschen Entwicklungshelfer.

Äthiopien als Blaupause für ganz Afrika

Bis dahin erstellt Magnus Schmid mit den Bauern Business-Pläne für Anbau, Verarbeitung und Verkauf von Weizen, Gerste und Ackerbohne. 80 Millionen Euro gibt das Bundesentwicklungsministerium für die Projekte in Äthiopien aus. Hier hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) vor einem Jahr den Marshallplan verkündet. Monatlich lässt sich das Entwicklungsministerium von den Kollegen in Addis Abeba informieren, wie es mit dem Wirtschaftsaufbau in Äthiopien vorangeht.

Magnus Schmid hat die Hoffnung, dass die Saatimporte der Kleinbauern des ostafrikanischen Landes in naher Zukunft obsolet werden.