Zwei Schildkröten in der Auffangstation
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Zwei Schildkröten in der Auffangstation

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Wegen Überfüllung: Schildkröten-Auffangstation Kitzingen in Not

In diesem Jahr sind in der Landschildkröten-Auffangstation in Kitzingen mehr Schildkröten als sonst abgegeben worden. Deshalb kann sie keine Tiere mehr aufnehmen. Neben Corona könnte auch der bevorstehende Winterschlaf der Reptilien ein Grund sein.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Momentan betreut Sandra Malguth in der Auffangstation im Kitzinger Ortsteil Hoheim etwa 120 Landschildkröten. Die jüngsten sind gerade mal sechs Wochen alt, die älteste 80 Jahre. "Wir hatten immer mal wieder ein, zwei oder drei kleine Fundtiere pro Jahr, aber in diesem Jahr hatten wir extrem viele kleine gebracht bekommen, die gefunden wurden." Zudem war die Vermittlung von Schildkröten in diesem Jahr wegen Corona nur eingeschränkt möglich. In der Auffangstation gibt es daher jetzt einen Aufnahmestopp.

Kuriose Anfragen von Schildkrötenbesitzern

Dass so viele Tiere abgegeben wurden, hängt aber möglicherweise auch mit der bevorstehenden Winterruhe der Reptilien zusammen. Viele Besitzer geben ihre Schildkröten ab, da sie eine artgerechte Unterbringung im Herbst und über den Winter nicht gewährleisten können. Nachdem der Herbst und Winter naht, gehen bei Sandra Malguth jetzt immer wieder merkwürdige Anrufe ein. So hatte jemand in der Auffangstation angefragt, ob er dort seine Schildkröte zeitweise abgeben könne. "Kann ich die euch bringen, dass ihr das macht mit der Winterstarre – im Frühjahr hole ich sie wieder ab", erzählt die Leiterin der Einrichtung.

Schildkröten für die Winterruhe fit machen

Doch die Vorbereitung der Tiere auf die Winterruhe sei einfach zu gestalten. Man packt die Schildkröte – meist Mitte November, wenn die Temperaturen im einstelligen Bereich sind – in eine Kiste, die mit etwa 20 Zentimeter leicht befeuchteter Gartenerde gefüllt ist und bedeckt das Tier anschließend mit Buchenlaub. So vorbereitet kann die Schildkröte in einem Kühlschrank ohne Eisfach bei 4 bis 5 Grad in die Winterruhe gehen. Wichtig sei aber, dass der Kühlschrank etwa zweimal pro Woche für ein paar Minuten geöffnet wird, um dem Tier Frischluft zukommen zu lassen.

Artgerechte Haltung – ohne Wärmelampe geht es nicht

Sandra Malguth vermittelt Schildkröten nur an Personen, die eine artgerechte Haltung der Tiere gewährleisten können. Dazu bietet sie immer wieder Informationsveranstaltungen an. Dort erfahren die Teilnehmer, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit sich die Schildkröte in unseren Breiten wohl fühlt. So ist eine Wärmelampe unbedingt nötig, unter die sich die Schildkröte legen kann, um auf "Betriebstemperatur" zu kommen. Auch muss das Areal, in dem das Tier lebt, gut gesichert sein, denn Schildkröten sind echte Kletterkünstler und nutzen jedes Schlupfloch um "auszubüchsen".

Schildkröten sind keine "Knuddeltiere"

Bevor man sich für eine Schildkröte entscheidet, sollte man sich eines bewusstmachen: Schildkröten sind keine "Knuddeltiere". "Es ist nicht dieses klassische Haustier wie der Hund, die Katze oder das Häschen", sagt Sandra Malguth. Schildkröten sind reine "Beobachtungstiere". Das heißt: "Ich muss Freude daran finden, diese Tiere zu beobachten", so Malguth.

Keine finanzielle Förderung für Auffangstation

Die Landschildkröten-Auffangstation ist ein gemeinnütziger Verein. Zahlreiche ehrenamtliche Helfer sorgen für die Tiere, die auf dem Areal in Kitzingen-Hoheim untergebracht sind. Der Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. An Kosten kommt über das Jahr einiges zusammen. Angefangen bei den zahlreichen Wärmelampen über den Tierarzt bis hin zu Reparaturen an den Frühbeeten. "Wir bekommen keine Fördermittel, weder von Stadt, Landkreis oder Bund. Das heißt, wir müssen es alleine stemmen", beschreibt Sandra Malguth die finanzielle Situation.

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Zwischen sechs Wochen und 80 Jahren alt sind die Schildkröten in der Auffangstation in Kitzingen-Hoheim.

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