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Vorwurf: Kartler-Turnier als illegales Glücksspiel

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Sportverein FC Laub in Zeitlarn. Der Vorwurf: Illegales Glücksspiel. Der Verein wollte ein Watt-Turnier abhalten, bei dem es Geld- statt Sachpreise zu gewinnen gab. Von Thomas Muggenthaler

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Im Vereinsheim des FC Laub bei Zeitlarn (Landkreis Regensburg): Eine weißblaue Tischdecke, an den Wänden hängen Mannschaftsfotos und Ehrenurkunden. Vier Männer sitzen da und watten. Natürlich reden sie über die Ermittlungen der Polizei gegen den Verein. Die Männer verstehen die Welt nicht mehr.

"Die ganze Situation, wenn man jetzt betrachtet: Polizei, Gemeinde, Landratsamt, Bezirksregierung, dann kommt der Staatsanwalt: Für so ein Spiel! Wenn man so einen Aufwand treibt, da muss ich sagen: Haben die Behörden nichts anderes zu tun? Ich war selbst Polizist. Eine Idiotie ist das." Watter im Vereinsheim des FC Laub

Seit Jahren veranstaltet der FC Laub zweimal im Jahr ein "Preiswatten". Jetzt ist erstmals die Polizei eingeschritten. Für das Siegerpaar hätte es 200 Euro gegeben, für die Zweiten 100 und für die Dritten 50 Euro. Doch Geldpreise sind verboten - weil beim Watten nicht alle Karten ausgegeben werden, gilt es als Glücksspiel.

Schafkopfen nicht so beliebt

Das etwas anspruchsvollere Schafkopfen ist nicht mehr so gefragt, sagen die Watterer. Aber beim Preiswatten sind die Vereinsheime und Wirtshäuser voll, da kommen auch viele junge Leute.

"Diejenigen, die da kommen, haben ja auch ein Vereinsheim. Und die halten ja auch wieder ein Watt-Turnier. Dann gehen wir zu denen, die gehen zu den anderen und so wird das immer gewechselt."

Watter im Vereinsheim des FC Laub

Auch Vereinsvorstand Christian Teufel ist da. Für den Fußballklub, der weit unten in der A-Klasse kickt, ist das Preiswatten eine wichtige Einnahmequelle und ein Stück Vereinsleben, sagt er.

"Nur, wenn wir solche Aktivitäten weiterhin durchführen können, dann kommt in so ein Sportheim Leben, weil in einem Sportheim traditionell nicht so aufgekocht wird, da sind keine Hochzeiten, da muss man einfach auf solche Sachen zurückgreifen. Und neben dem Fußball-Betrieb und dem Trainingsbetrieb versuchen, durch solche Aktionen ein wenig Geld zu generieren, dass der Wirt leben kann, dass der Verein auch das Gebäude unterhalten kann - und ich würde das schon sehr, sehr schade finden, wenn das nicht mehr machbar wäre." Vereinsvorstand Christian Teufel

Anonyme Anzeige bei der Polizei

Doch jetzt vor dem Turnier im März ist eine anonyme Anzeige eingegangen und die Polizei musste aktiv werden. Schnell hat der Verein die Plakate abgehängt und den Modus geändert. Das Turnier fand statt, aber statt Geld gab es Sachpreise. Statt des dritten Preises in Höhe von 50 Euro gab es etwa einen Fresskorb zu gewinnen. Aber Geldpreise ziehen mehr, sagen die Kartler:

"Das ist für die eben ein Anreiz, wenn es einen Geldpreis gibt. Und anders gewinne ich drei Geschirrtücher oder Salz für den Geschirrspüler, das zieht halt einfach nicht."

Watter im Vereinsheim des FC Laub

Watten, ein Glücksspiel? Da zuckt der Oberpfälzer Bezirksheimatpfleger Tobias Appel nur ratlos die Schulten. Watten ist ein Kulturgut, sagt Appel, selbst ein passionierter Kartler.

"Watten ist ja oft das zweite Kartenspiel, das man als Kind lernt. Man fängt mit dem Neunerln an und dann lernt man das Watten. Manche setzen dann das Schafkopfen drauf, manche bleiben beim Watten stehen, weil sie sagen: Das ist das allerschönste Spiel. Watten und Schafkopf ist Bayern. In einer Zeit, in der die Menschen immer individualisierter werden, ist es ja oft gar nicht so leicht, dass man vier Mann zusammenfindet. Und deswegen hat Kartenspielen meines Erachtens generell eine soziale Funktion."Bezirksheimatpfleger Tobias Appel

Beim Watten sind die höchsten drei Karten, die drei kritischen - der "Max" (der Herzkönig), der "Belle" (der Schellen Siebener) und der "Biesler" oder auch der" Bsoichte" (der Eichelsiebener). Das Watten hat seinen ganz eigenen Reiz, sagen die Kartler, gerade weil nicht alle Karten ausgegeben werden. Und beim Watten darf man im Gegensatz zum Schafkopf mit seinem Mitspieler reden und ihm andeuten, was man hat.

Schon das Werben für das Turnier war verboten

In Laub ermittelt die Polizei weiter. Das Preiswatten um Geld hat zwar nicht stattgefunden, aber es wurde zunächst dafür geworben und auch das ist bereits verboten. Wer sie angezeigt hat, weiß Vereinsvorstand Christian Teufel nicht, aber er hofft, dass die Geschichte bald ausgestanden ist.