Mehrere Hundert Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes sind heute in Regensburg dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt. "Wir gehen heute auf die Straße, weil die Arbeitgeber uns leider keine andere Möglichkeit damit lassen", begründete Kathrin Birner, die Gewerkschaftssekretärin von Verdi Oberpfalz den Schritt. "Es gab kein Angebot in der letzten Verhandlungsrunde. Es gab auch kein Angebot in der ersten Verhandlungsrunde." Verdi fordert für die Arbeiter des öffentlichen Dienstes um die sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 200 Euro sowie für Auszubildende eine bessere Bezahlung und eine Übernahmegarantie.
"Es gibt kaum einen Bereich, wo es so viele Befristungen gibt wie im öffentlichen Dienst. Das ist fatal, wenn man sich vor Augen führt, wie die demographische Zusammensetzung in den Dienststellen aussieht. Da muss ein dringendes Umdenken stattfinden." Kathrin Birner, Verdi
Nach einer ersten Kundgebung im Regensburger Stadtnorden zogen die Streikenden durch die Stadt in Richtung Gewerkschaftshaus. Unter ihnen Mitarbeiter der Stadtverwaltung, des Energieversorgers Rewag, der Müllabfuhr, der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und Mitarbeiter von Erziehungseinrichtungen.
Notdienste eingerichtet
Horte und Kitas der Stadt waren daher heute teils geschlossen, weswegen die Eltern ihre Kinder anderweitig oder in den zuvor benannten Notdienststellen unterbringen mussten. Dass der Streik das Verständnis dafür gerade bei den Eltern mindert, glaubt Birner nicht. Ganz im Gegenteil. "Weil nirgendwo sonst sichtbar wird, wofür der öffentliche Dienst steht. Das ist eben nichts, wo ich ein Preisschild darauf kleben kann. Sondern da geht es um Güter, die für uns alle wichtig sind. Eben wie zum Beispiel Kinderbetreuung und Erziehung."
Forderung nach mehr Wertschätzung
Renate De Almeida leitet den Kinderhort in der Engelburgergasse in Regensburg. Drei Gruppen, 75 Kinder, neun Mitarbeiter. Auch dieser Hort wird heute bestreikt. Ein Zettel an der Türe weist die Eltern darauf hin. "Ich finde den Streik gerechtfertigt", sagt De Almeida. "Es geht auch um eine Teilhabe, weil wirtschaftlich sehr viel Erfolg da ist. Zum anderen geht es natürlich darum, dass wir den Erzieherberuf wieder in die Öffentlichkeit bringen, um die Wertschätzung, die er einfach braucht, wieder zu stärken."
Der Beruf des Kindererziehers oder -pflegers beinhalte keineswegs nur, die Kinder zu bespaßen. Der Hort sei ein Lern- und Lebensort, in dem die Kinder auch soziale Kompetenzen erlernen sollen. Und laut De Almeida mittlerweile aber auch eine Notwendigkeit: Schließlich habe sich die Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten verändert. "Weil einfach die Frauen heutzutage auch alle berufstätig sind und auch alleinerziehende, berufstätig oder studierende Mütter einfach eine gute, qualifizierte Betreuung für ihr Kind brauchen."
Verdi: Erzieher profitieren nicht von Konjunktur
Doch noch etwas hat sich geändert: Deutschland ist reicher geworden. Die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst - und dazu gehören auch Kitas und Horte der Stadt - hätten davon nicht profitiert, sagt Verdi. Zwischen rund 2.600 und 2.800 Euro verdienen Erzieher und Kinderpfleger nach einem Berufsjahr.