Arbeiter und Gäste stehen nach dem offiziellen Tunnelanschlag im Februar 2002 vor dem zukünftigen Nordportal des Kramertunnels.
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Arbeiter und Gäste stehen nach dem offiziellen Tunnelanschlag im Februar 2002 vor dem zukünftigen Nordportal des Kramertunnels.

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Umweltschäden am Kramer: Naturschützer klagen gegen Freistaat

Der Kramertunnel soll Garmisch-Partenkirchen vom Durchgangsverkehr entlasten - nach Ansicht von Naturschützern passiert das jedoch auf Kosten der Umwelt. Nun klagt der Bund Naturschutz vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof gegen den Freistaat.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Durch den Tunnelbau des Kramertunnels bei Garmisch-Partenkirchen seien überregional bedeutsame Feuchtbiotope trockengefallen und ein geschützter Biotopkomplex zerstört worden, so die Kritik des Bund Naturschutz (BN). Die Umweltschäden hat das Gericht bereits anerkannt. In der Verhandlung vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs geht es nun um die Behebung der Schäden.

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Durch Tunnelbau: Zu wenig Grundwasser am Hang trocknet Moore aus

Es sei ein Skandal, dass die bayerischen Straßenbaubehörden die Zerstörung von Biotopen in einem Naturschutzgebiet von europäischem Rang bewusst in Kauf nähmen, indem sie die vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahmen unterließen, so Richard Mergner, der Landesvorsitzende vom Bund Naturschutz.

Im Kern geht es um das Grundwasser, das nach BN-Angaben beim Bau in den Tunnelstollen eingetreten ist. Dadurch sei der Grundwasserspiegel am Berg deutlich abgesunken. Den sensiblen Mooren am Hang wurde so Feuchtigkeit entzogen. Der BN verlangt nun, die Felsklüfte mit Betoninjektionen abzudichten. So bestünde eine Chance, dass der Grundwasserspiegel sich wieder anhebe und die Biotope sich regenerieren könnten, so der Bund der Naturschutz in der Klagebegründung.

Kostenexplosion u.a. durch Bewässerung von Hangquellmooren

Der Streit zwischen den beiden Parteien dauert schon viele Jahre und hat zu einem siebenjährigen Baustopp geführt. Seit 2020 wird jetzt wieder gebaut. Der Durchschlag in der rund 3,6 km langen Hauptröhre und dem Rettungsstollen ist bereits erfolgt und derzeit läuft der Innenausbau. Wie das staatliche Bauamt Weilheim unlängst mitteilte, wird sich die Fertigstellung des Tunnels ins Jahr 2025 verschieben.

Auch die Kosten haben sich um 100 Millionen Euro auf jetzt 365 Millionen Euro erhöht. Die Verantwortlichen begründen die Preissteigerung mit der Kostenexplosion einmal durch den Baustopp, aber auch durch den Ukrainekrieg sowie die Bewässerung der Hangquellmoore am Kramer. Extrem aufwendig wurde ein kilometerlanges Leitungssystem aufgebaut, das die Biotope mit Wasser aus dem Lahnewiesgraben versorgt.

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