Das Bayreuther Stadtbad.
Bildrechte: BR / Anja Bischof

Vorübergehend geschlossen: das Bayreuther Stadtbad.

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"Trickserei"? Vorwürfe nach Stadtbad-Schließung in Bayreuth

Das Bayreuther Stadtbad schließt ab Montag für unbestimmte Zeit. Hintergrund ist angeblich Personalmangel. Während manche Stadträte einen anderen Grund vermuten und eine dauerhafte Schließung befürchten, nennen die Stadtwerke tiefergehende Probleme.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Kurz nach Bekanntgabe, dass das Stadtbad Bayreuth ab kommenden Montag wegen Personalnot bis auf Weiteres geschlossen werden muss, schickt Stadtrat Stephan Müller von der Bayreuther Gemeinschaft folgende Zeilen an die Medien: "Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass die Stadtwerke versuchen, mit einer vorgeschobenen Argumentation eine Schließung des Bades zu erreichen. Wäre dies so, wäre dies in der Geschichte der Kommunalpolitik unserer Stadt eine bisher beispiellose Trickserei."

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Müller spielt damit auf die erst wenige Monate zurückliegende Idee der Stadtwerke an, das Stadtbad bis auf die Fassade abzureißen und dort ein Heizkraftwerk zu errichten. Es blieb bei einer Idee – der Stadtrat stimmte dagegen. Dass das Schwimmbad wenige Wochen später auf unbestimmte Zeit schließt, hat einer Facebook-Nutzerin zufolge "ein Gschmäckle".

Alle Bäder der Stadtwerke mit Personalnot

Jan Koch, Sprecher der Bayreuther Stadtwerke, versucht seit der Veröffentlichung der Schließungsmeldung am Mittwoch, die Wogen zu glätten. Er kommentiert Äußerungen in den sozialen Medien und wird nicht müde, zu beteuern: "An dem Gerücht, die Stadtwerke würden eine Schließung durch die Hintertüre anstreben, ist absolut nichts dran." Im Gespräch mit dem BR betont er: "Wir haben wegen einer Häufung von Krankheitsfällen Personalnot. Normalerweise tauschen wir unser Personal mit der Lohengrin-Therme und dem Kreuzsteinbad aus, das ist aber momentan nicht möglich." Dort sei der Krankenstand ebenfalls hoch und niemand abkömmlich. Im Mai vergangenen Jahres gab es dieses Problem schon einmal.

Schulschwimmkurse und Vereine dürfen rein

Fakt ist: Die Schwimmbecken müssen beaufsichtigt werden. Auch in knietiefem Wasser könne es gefährlich sein, so Jan Koch. "Es geht um die Haftung und um eine moralische Verpflichtung." Was viele in der Berichterstattung überlesen hätten, ist die Tatsache, dass Gruppen das Stadtbad weiterhin nutzen können. "Weil sie die Beckenaufsicht selbst übernehmen", erklärt der Stadtwerke-Sprecher. Schulschwimmen, DLRG-Training, Schwimmvereine oder andere Gruppen sind also nicht von der Schließung betroffen. Besonders hart trifft es Familien, die in der Ferienwoche ab Montag schwimmen gehen wollten.

Stadtbad Bayreuth: Wer könnte einspringen?

"Wir als BG-Fraktion fordern Sie auf, durch die kurzfristige Verpflichtung von Saisonkräften (Studenten), wie auch im Kreuzsteinbad langjährige Praxis, das Stadtbad in den nächsten Wochen und Monaten offen zu halten", schreibt Stadtrat Frank Hofmann in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) und den Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth, Jürgen Bayer. "Das sei nicht mehr so einfach wie früher", bedauert hingegen Jan Koch im BR-Gespräch.

Der Stadtwerkesprecher bestätigt, dass die Personalabteilung auf der Suche nach Aushilfen sei. "Voraussetzungen sind das Silberne Rettungsschwimmerabzeichen und ein aktueller Erste-Hilfe-Kurs," meint Koch. "Gute Deutschkenntnisse sind uns wichtig, ebenso wie die Bereitschaft, auch in der Lohengrin-Therme oder im Kreuzsteinbad zu arbeiten." Es sei korrekt, dass man am Sportzentrum der Uni Bayreuth schon oft Sportstudierende für die Beckenaufsicht im Kreuzsteinbad gefunden habe. Weil das heute nicht mehr so einfach funktioniere, vermutet er, dass dahinter die Arbeitsbedingungen stecken könnten: Arbeit am Abend und an Wochenenden gehöre im Stadtbad dazu.

Personalsuche per Social Media

Bei der Personalsuche setze die Personalabteilung weniger auf Zeitungsanzeigen, sondern auf die eigene Website, auf Werbung in Bussen und Supermärkten, auf Flyer, die in Vereinen verteilt werden, und auf soziale Netzwerke, zum Beispiel eine Jobbörse der Uni Bayreuth. "Wir wollen das Stadtbad so schnell wie möglich wieder öffnen", beteuert Jan Koch, ohne ein Datum nennen zu können. "Je früher, je besser." Zumindest in dieser Frage sind sich alle einig.

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