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Grenze zur CSSR im Jahr 1968

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Tötung von vier DDR-Bürgern: Ermittlungen in Weiden

Die Staatsanwaltschaft in Weiden ermittelt ab Januar wegen der Tötung von vier DDR-Bürgern durch tschechoslowakische Grenzsoldaten zwischen den Jahren 1967 und 1986. Das hat der Bundesgerichtshof in Karlsruhe so angewiesen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Die Weidener Staatsanwaltschaft soll die Tötungen an der Grenze aufklären. Das bestätigte Gerd Schäfer, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Weiden. Zuvor hatte die Tageszeitung "Der neue Tag" darüber berichtet. 

Auslöser für die Ermittlungen ist eine Anzeige der Stiftung "Plattform für Europäische Erinnerung und Gewissen" (Platform of European Memory and Conscience) in Prag, die beim Generalbundesanwalt einging.

Diese Fälle sollen aufgeklärt werden

Konkret geht es um die Tötung von zwei Männern im August 1977 an der tschechisch-oberpfälzischen Grenze, und zwar eines 38-jährigen Ingenieurs aus Staßfurt bei Magdeburg in der Nähe von Mähring im Kreis Tirschenreuth und eines 28-jährigen Arbeiters aus Eisenhüttenstadt in der Nähe von Stadlern im Landkreis Schwandorf. 

Auch österreichische Grenze im Fokus der Ermittler

Weiter sollen die Staatsanwälte von Weiden die Tötung von zwei Männern in den Jahren 1967 und 1986 an der tschechoslowakisch-österreichischen Grenze aufklären. Der eine, ein 28-jähriger Mann, war erschossen worden, als er im August 1967 den Grenzfluss March etwa 50 Kilometer östlich von Wien durchschwimmen wollte. Der andere, ein 18-Jähriger, wurde im August 1986 an der Grenze bei Bratislava von Hunden aufgespürt und mutmaßlich zerfleischt.

Tötung durch Verwechslung: Spaziergänger wird für Flüchtling gehalten

Anlass für die Vergabe der Ermittlung an die Staatsanwaltschaft in Weiden sind deren Ermittlungen wegen der Tötung eines 59-jährigen bundesdeutschen Oberstleutnants aus Amberg im September 1986 bei Mähring. Der Mann war als Spaziergänger auf deutschem Hoheitsgebiet etwa 200 Meter von der Grenze entfernt von tschechoslowakischen Grenzsoldaten mit mindestens 25 Schüssen angeschossen und dann auf tschechoslowakisches Gebiet geschleppt worden. Hier starb er auf dem Weg ins Krankenhaus. Die damaligen Ermittlungen waren eingestellt worden, weil der Spaziergänger mit polnischen Flüchtlingen verwechselt worden war und die tschechoslowakischen Schützen nicht belangt werden konnten.

Anzeige gegen mehr als 50 Leute

Die aktuelle Anzeige richtet sich gegen 67, vor allem tschechoslowakische Grenzsoldaten, aber auch gegen die drei letzten noch lebenden Mitglieder des Politbüros der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei: Milous Jakes, Lubomír Strougal und Peter Colotka.