Eine Krankenpflegerin legt vor einem der Behandlungszimmer der Intensivstation ihre Schutzkleidung an.
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Der Bundestag hat eine berufsbezogene Corona-Impfpflicht beschlossen.

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Teil-Impfpflicht weckt Rufe nach allgemeiner Corona-Impfpflicht

Die Corona-Impfpflicht für Gesundheitspersonal ruft unterschiedliche Reaktionen hervor: Von der Sorge, dass Pflegekräfte ihren Beruf verlassen könnten, bis zu Zustimmung und der weitergehenden Forderung nach einer allgemeinen Impfpflicht.

Die Impfpflicht für Mitarbeitende des Gesundheitswesens und der Pflege stößt auf ein geteiltes Echo in der Gesellschaft. Nach der neuen gesetzlichen Regelung müssen Mitarbeitende etwa von Kliniken, Pflegeheimen, Arztpraxen, Rettungsdiensten und Geburtshäusern bis Mitte März nachweisen, dass sie vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind. Akzeptiert wird auch ein Genesenennachweis oder ein ärztliches Attest, sofern jemand nicht geimpft werden kann.

Patientenschützer: Sorge vor personellen Engpässen

Die Stiftung Patientenschutz befürchtet, dass es durch die vom Bundestag beschlossene Impfpflicht für Alten- und Pflegeheime bald zu personellen Engpässen in der Branche kommen könnte. "Mit der heutigen Entscheidung hat die Politik die Lunte angezündet", kritisierte Stiftungsvorstand Eugen Brysch am Freitag. "Denn die Impfpflicht birgt Sprengstoff." Falls nur zehn Prozent der hochbelasteten Beschäftigten ihren Beruf verlassen, dann würden 200.000 Pflegebedürftige keine professionelle Hilfe mehr erhalten können, kritisiert Brysch. Seiner Ansicht nach dürfen tägliches Testen und Impfen nicht gegeneinander stehen: "Nur beides zusammen führt aus der Corona-Pandemie."

Weitergehende Forderung nach allgemeiner Impfpflicht

Der Verbandsrat des Paritätischen Gesamtverbandes hingegen begrüßt die berufsbezogene Impfpflicht und spricht sich zugleich für eine allgemeine Impfpflicht zur Eindämmung der Corona-Pandemie aus. Der Verband forderte die Bundesregierung auf, in die Vorbereitungen dafür einzusteigen und die damit verbundenen offenen Fragen zu klären.

In einer gemeinsamen Presseerklärung sprachen sich auch die Bayerische Krankenhausgesellschaft, die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns, der Marburger Bund Bayern und die Vereinigung der Pflegenden in Bayern für eine Erweiterung der Impfpflicht aus: "Es ist geboten, die Impfpflicht zügig auch auf die gesamte Bevölkerung auszudehnen." Die Unterzeichner der Presseerklärung seien "überzeugt von den eindringlichen Warnungen unserer Wissenschaftler, dass wir ohne eine flächendeckende Impfung aller Menschen das Virus nicht besiegen werden."

Verweis auf Ungleichheit

Bereits Donnerstag sagte Lars Dölken, Professor für Virologie an der Uni Würzburg, bei einem digitalen Akademieabend in der katholischen Domschule: "Ich tue mich schwer, jemandem zu erklären, warum ein 18-jähriger Auszubildender in einem Altenheim sich impfen lassen muss, während parallel der 90-jährige Bewohner die Impfung ablehnen kann." Eine allgemeine Impfpflicht hält er im Grundsatz für richtig. Er hätte sich von Sommer an eine nach Altersgruppen gestaffelte Impfpflicht gewünscht, von den Hochbetagten angefangen bis zu den über 30-Jährigen.

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