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SPD kämpft gegen die Sargpflicht in Bayern

Nur in ein Leinentuch gehüllt, so lassen sich Muslime traditionell begraben. Deswegen haben die meisten Bundesländer die Sargpflicht aufgehoben. In Bayern herrscht allerdings seit Jahren Uneinigkeit darüber. Von Regina Kirschner

Über dieses Thema berichtet: Bayern am .

In einem Antrag, der heute im Innenausschuss diskutiert wird, fordert die SPD die Abschaffung der Sargpflicht. Zum dritten Mal in zwei Jahren steht das Thema damit auf der Tagesordnung im Landtag. Auch die Grünen hatten es schon probiert.

CSU fürchtet ein „Aufweichen der christlichen Tradition“

Doch die CSU hält strikt an der Sargpflicht fest. Es handele sich um eine "christliche Tradition, die zur in Bayern gewachsenen Bestattungskultur zählt und an der man festhalten will“, heißt es aus dem bayerischen Gesundheitsministerium.

"Beim Bestattungsrecht setzt Bayern auf sachgerechte Lösungen vor Ort, auch für Angehörige des muslimischen Glaubens. Diese können ihren islamischen Bestattungsriten bereits heute im Freistaat in angemessenem Rahmen nachgehen. Das Bestattungsrecht steht der Verwendung eines zusätzlichen Leichentuchs neben der Sargpflicht nicht entgegen." Melanie Huml (CSU), bayerische Gesundheitsministerin

Landesgesundheitsamt: keine hygienischen Probleme

Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche hingegen sprechen sich für die Aufhebung der Sargpflicht aus. Auch das Landesgesundheitsamt hat keine Einwände gegen eine Bestattung im Leinentuch. Es gebe heutzutage mit der richtigen Grabanlage keine hygienischen Probleme mehr. Die SPD im Landtag sieht daher keinen Grund, weiter an der Sargpflicht festzuhalten. Im Gegenteil: Wegen der strikten bayerischen Bestattungsregeln sähen sich viele Muslime in Bayern gezwungen, ihre verstorbenen Angehörigen im Ausland bestatten zu lassen, kritisieren die Gegner der Sargpflicht.

"Der bayerischen Bevölkerung ist das wichtig, weil 80 Prozent der bayerischen Bevölkerung wollen eine alternative Bestattung. Also weg von der klassischen Sargpflicht. Die Sargpflicht ist nicht mehr zeitgemäß." Arif Tasdelen, integrationspolitischer Sprecher der SPD

Auch alternative Bestattungen betroffen

Nicht nur die Muslime seien von der Regelung betroffen, sondern jeder, der sich alternativ bestatten lassen will, erklärt Tasdelen. Denn auch wer eine Urnen- oder Seebestattung will, braucht einen Sarg, in dem er verbrannt wird - ehe die Asche in die Urne kommt oder auf dem Wasser verstreut wird. Bis Ostern will der Landtag voraussichtlich entscheiden, ob die Bestattungsregeln im Freistaat liberalisiert werden.