Die Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände in Bayern, kurz ARGE, will den Versorgungsvertrag mit dem Träger der umstrittenen Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf in Untermerzbach im Landkreis Haßberge beenden. Wie die federführende Versicherung, die AOK Bayern, auf Anfrage von BR24 mitteilt, "zeichnet sich nach Rückmeldung des Einrichtungsträgers nun die von der ARGE angestrebte einvernehmliche Auflösung des Versorgungsvertrags ab".
Die MCC Seniorenresidenz Duisburg GmbH hatte die Seniorenpflegeeinrichtung in Schloss Gleusdorf seit 2019 unter dem Namen "Haus im Park" geführt. Das Haus hatte laut ARGE insgesamt 54 Plätze. Laut ARGE war seit Dezember 2019 die MCC Seniorenresidenz Duisburg GmbH Träger des Hauses. Diese teilt auf ihrer Internetseite jedoch mit, dass das Unternehmen seit dem Vorfall im August "aus der Trägerschaft und der Geschäftsleitung komplett ausgeschieden" sei.
Pflegepersonal erscheint nicht zum Dienst
Im August waren alle 42 Bewohner der Senioreneinrichtung im Schloss Gleusdorf in andere Alten- und Pflegeheime verlegt worden, Einsatzkräfte des Roten Kreuzes eilten zu Hilfe, um die Heimbewohner zwei Tage lang zu versorgen. Die Heimaufsicht im Landratsamt Haßberge ließ daraufhin alle Bewohner in umliegende Pflegeheime bringen und verhängte einen Aufnahmestopp für das Haus.
Skandal im Seniorenheim – Heimleiterin vor Gericht
Warum die Pflegemitarbeiter nicht zur Arbeit gekommen waren, ist immer noch nicht abschließend geklärt. Von ehemaligen Mitarbeitern war zu erfahren, dass die MCC Seniorenresidenz Duisburg GmbH als letzter Träger mitgeteilt haben soll, dass die umstrittene ehemalige Geschäftsführerin ihren Posten wieder übernehmen werde.
Die im August wieder eingesetzte Geschäftsführerin musste sich in der Vergangenheit als Heimleiterin gemeinsam mit dem Pflegedienstleiter und einem behandelnden Arzt unter anderem wegen versuchten Totschlages durch Unterlassung und der Misshandlung Schutzbefohlener vor dem Landgericht Bamberg verantworten. Zwischen 2011 und 2016 waren fünf Bewohner der Senioreneinrichtung unter rätselhaften Umständen gestorben.
Ehemalige Mitarbeiter erheben schwere Vorwürfe
Frühere Altenpflegerinnen und -pflegern haben schwere Vorwürfe erhoben: Beispielsweise sollen die Angeklagten einem hilflosen Heimbewohner, der im Sterben lag, trotz dessen Wunsch geeignete schmerzlindernde Medikamente verweigert haben. Ein Mann soll infolge eines Sturzes verstorben sein, weil er medizinisch nicht versorgt worden sei und sich zudem eine Lungenentzündung zugezogen hatte. Eine andere Frau war nach Angaben einer ehemaligen Altenpflegehelferin aus einem sogenannten Mobilitätsstuhl gestürzt und habe kurz darauf braune Flüssigkeit erbrochen. Wenig später sei die Seniorin tot aufgefunden worden. Das Personal der Einrichtung habe auf Anweisung des Leitungspersonals keinen Notarzt rufen dürfen.
Bewohner wurden angeblich ruhig gestellt
Die ehemalige Altenpflegehelferin bestätigte auch, dass Bewohner willkürlich ruhig gestellt worden seien. Senioren, die zunächst noch mobil waren und selbständig zur Toilette gehen konnten, habe man plötzlich wickeln müssen. Kontrollen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen seien vorab angekündigt worden. Dann seien auch beispielsweise Sondenspritzen - wie normal vorgesehen – nur als Einmalbesteck genutzt worden.
Das Schloss Gleusdorf war daraufhin massiv in die Schlagzeilen geraten und hatte ein großes mediales Interesse auf sich gezogen. Die drei Angeklagten wurden im März 2020 allerdings von sämtlichen Anklagepunkten freigesprochen.
Künftige Nutzung des Schlosses ist ungewiss
Alle Anfragen von BR24 an die MCC Seniorenresidenz Duisburg GmbH bzw. an die neue/alte Geschäftsführerin unter anderem dazu, ob gegen die Entscheidung der ARGE rechtliche Schritte geplant seien, ob es Pläne für einen künftigen Betrieb des Schlosses als Seniorenpflegeheim gebe oder wie das Schloss künftig genutzt werde, blieben bislang unbeantwortet.
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