Das Wetter ist nasskalt. Das Cabrioschiff "Sunliner" hat Gottseidank ein schiebbares Glasdach. Florian Noe von der "Donauschifffahrt Wurm und Noe" hat eingeladen zum offiziellen Saisonstart.
Seine neun Ausflugsschiffe und die über 200 Mitarbeiter sind bereit, sagt er, für möglichst viele Passagiere auf Donau, Inn und Ilz. So an die 350.000 werden angepeilt, wie die letzten Jahre auch. Der Trend der letzten Jahre spricht dafür, dass es einige mehr werden:
"Dieser Städtetourismus nimmt zu - sprich: höhere Nachfrage bei den kürzeren Fahrten wie den zwei-Stunden-Fahrten, Drei-Flüsse-Rundfahrten und so weiter." Florian Noe, Donauschifffahrt Wurm und Noe
Jedes Jahr neue Attraktionen
Ein Selbstläufer ist das Geschäft trotzdem nicht. Der Gast, er ist anspruchsvoll geworden, wissen Florian und Margit Noe aus der Erfahrung der letzten Jahre. Gemütliches Schippern auf dem Fluss, ein bisschen Sightseeing, ein schöner Blick auf die Altstadtkulisse - das allein bringt es schon lange nicht mehr.
"Der Gast will Komfort an Bord. Hier hat man noch vor dreißig Jahren mit der Holzklasse punkten können. Das geht heute nicht mehr." Florian Noe, Donauschifffahrt Wurm und Noe
"Der Trend geht sicher dazu, dass man immer mehr zur Eventagentur wird. Ob wir das wollen oder nicht, wir müssen uns jedes Jahr etwas Neues einfallen lassen." Margit Noe, Donauschifffahrt Wurm und Noe
Personenschiffahrt seit 180 Jahren
Deshalb gibt es das Kombiticket Passau plus: plus Altstadtführung, oder die Fahrt zur Brauerei im Stadtteil Hacklberg - Besichtigung und Stopp im Biergarten inklusive. Deshalb auch die große Abschlussfahrt im Oktober - mit Theater und Feuerwerk.
Personenschifffahrt haben wir hier seit 180 Jahren, erzählt der Historiker Richard Schaffner. Rückschläge auch: Der erste Schifffahrtsunternehmer, ein Passauer Wirt, hat 1900 die erste Pleite hingelegt. Richtig "out" war der Flusstourismus aber nie. Schaffner zeigt auf ein Foto: Ein kleines Schiff mit vielleicht 10 Gästen drauf.
"Das ist das erste Rundfahrtschiff aus dem Jahr 1950. Heute fahren die die hundertfache Menge an Personen herum. Damals hat es ausgereicht." Richard Schaffner, Historiker
Und auch damals war die Donau schon voll, erinnert sich der Heimatpfleger. Wegen der vielen Transportschiffe. "Die Schiffe standen bis zur Donaumitte, teilweise fünf, sechs nebeneinander", erinnert er sich.
Touristen fluten die Stadt
Die Personenschifffahrt erlebte ihren ersten Boom in den 1970er Jahren mit der Weißen Flotte von Erich Wurm. Was folgt, sind mehr Schiffe, mehr Passagiere, mehr Anlegestellen – die Donaulände allein reicht nicht mehr. Es ist eng geworden.
"Wenn dann die Touristen kommen, hat man als Passauer in der eigenen Stadt keinen Platz mehr," sagt ein Bürger. Was andere Passauer durchaus auch so sehen - ein anderer Mann erzählt: "Wir nähern uns langsam einer gewissen Grenze. Als Altstadtbewohner weiß ich, wovon ich rede: Man kommt manchmal nicht in die Haustür rein."
Veträglicher Tourismus
Und doch sind sie das touristische Pfund für Passau - diese Urlauber aus ganz Deutschland, aus den USA, aus China, die vom Donau-Ufer aus die Altstadt in den Spitzenmonaten Juli bis September förmlich überrennen. Zu den 350.000 Gästen der Passauer Reederei kommen nochmal so viele Kreuzfahrt-Passagiere dazu. Klingt viel, ist aber "verträglicher Tourismus", ist Tourismus-Chefin Pia Ohligschläger überzeugt.
"Wir wollen nicht noch mehr Schiffe und noch mehr Passagiere, sondern wir wollen das Niveau halten und dass sich alle wohlfühlen - sowohl die Bevölkerung als auch die Schiffstouristen." Pia Ohligschläger, Tourismus-Chefin Passsau
Und wie sieht das der Passauer Schiffsunternehmer Florian Noe? Ist mit seinen neun Ausflugsschiffen und mit den jährlich 180 Kreuzfahrtschiffen, die hier anlegen, eine Grenze erreicht?
"Natürlich wird’s voller auf dem Strom. Aber Kapazitätsgrenzen kann ich nicht erkennen." Florian Noe, Donauschifffahrt Wurm und Noe