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Rarität aus Bayern - das schwalbenbäuchige Wollschwein

Das Mangalitza-Schwein, auch Wollschwein genannt, war einst weit verbreitet. Es galt als robust, widerstandsfähig und vorzügliches "Fettschwein". Inzwischen aber ist die Rasse vom Aussterben bedroht. In Niederbayern werden sie noch gehalten.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Vor gut 100 Jahren war das Mangalitza - eine Kreuzung aus serbischen und ungarischen Schweinen - auf dem gesamten Balkan verbreitet. Das "Fettschwein" musste aber mit den geänderten Essgewohnheiten nach und nach den fleischigeren und vor allem magereren Rassen weichen. Dabei gilt das Wollschwein unter Feinschmeckern bereits wieder als Delikatesse. Das könnte diese alte Nutztierrasse vor dem völligen Verschwinden retten. Immerhin gibt es in Deutschland derzeit rund 100 private Züchter, die wieder Mangalitzas halten. Eine von ihnen ist Johanna Mehringer. Sie studiert Agrarwissenschaften und macht zudem eine Ausbildung zur Erlebnisbäuerin. Trotzdem verbringt sie auf ihrem kleinen Hof im niederbayerischen Geisenhausen viel Zeit mit ihren Magalitza-Zuchtsauen Bonnie und Clyde und dem Eber Leonardo.

"Das ist eine Leidenschaft von uns, dass wir Rassen erhalten, die bedroht sind, die nicht so auf Leistung und Masse gezüchtet sind, sondern noch widerstandsfähig sind und langsamer wachsen. Und die sind auch nicht so nervös, die sind stressresistent." Johanna Mehringer

Bonnie ist ein blondes Mangalitza-Schwein, Clyde hat dagegen ein schwarzes Fell und ist wie Zuchteber Leonardo ein sogenanntes schwalbenbäuchiges Wollschwein. Die Bezeichnung schwalbenbäuchig beschreibt das Merkmal, dass Bauch und unterer Halsbereich weiß sind. Für die Wollschwein-Zucht gibt es ein eigenes "Wollschwein-Register". Es legt eindeutige Standards für eine reinrassige Zucht fest, da es in der Vergangenheit häufig Einkreuzungen gab, unter anderem auch von Wildschweinen.

Eine alte Nutztierrasse "erhalten durch aufessen"

Tagsüber sind Johanna Mehringers Wollschweine draußen und grasen. Auch das ist eine Besonderheit dieser Tiere: sie können Gras verdauen, weshalb sie auch gerne Silage oder Heu fressen.

"Deswegen ist dann auch das Fleisch so besonders, weil das eben noch eine ganz andere Futtergrundlage ist, als wenn man immer nur Soja mit einem Getreide gemischt vorgelegt bekommt. Natürlich man wächst langsamer davon, aber auch gesünder."

160 Euro bekommt Johanna Mehringer für eine Zuchtsau, die sie im Alter von drei Monaten verkauft. Davon leben könnte sie nicht. Gemeinsam mit ihren Eltern betreibt sie die Landwirtschaft deshalb auch nur im Nebenerwerb. Aber mit dem Verkauf von Mangalitza-Fleisch will sie eines Tages schon ein wenig Geld verdienen. „Erhalten durch aufessen“- so lautet ihr Motto. Denn nur, wenn die Verbraucher auch bereit sind, für die gute Qualität der Tiere und ihre artgerechte Haltung zu zahlen, ist es Züchtern wie Johanna Mehringer überhaupt möglich, solche bedrohten Nutztierrassen zu erhalten.