Pollenbelastung in der Stadt

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Pollenbelastung in der Stadt zehn Mal so schlimm

Mediziner aus Augsburg haben herausgefunden, dass Umweltgifte wie Stickoxid oder Ozon die reizende Wirkung von Blütenpollen für Allergiker massiv verstärken. Menschen in der Stadt leiden deshalb viel stärker unter Allergien.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

"Der Klimawandel ist ein zentrales Thema in der Allergieforschung", sagt Claudia Traindl-Hoffmann, die Leiterin des universitären Zentrums für Gesundheitswissenschaften am Klinikum Augsburg (Unikat). Die Augsburger Forscher aus den Bereichen Medizin und Gesundheitsmanagement sammeln deshalb Pollen und untersuchen sie in einer Studie, die bisher für Deutschland einzigartig ist.

In der Stadt zehn Mal so stark

Zusammen mit dem Helmholtz Zentrum in München lasse man Birken im Gewächshaus wachsen und setze die Pollen verschiedenen Umweltfaktoren aus. "Dann schauen wir, ob sich die Allergene verändern," erklärt die Medizinerin. Denn Umweltgifte würden die Reizwirkung von Blütenstaub und Co. verstärken. Deshalb sind die Pollen in der Stadt rund zehn Mal so aggressiv im Vergleich zu Pollen auf dem Land, haben die Forscher herausgefunden.

App für Allergiegeplagte

Rund 40 Prozent der Bevölkerung kämpfen mit einer Pollenallergie. Symptome, wie juckende Augen und laufende Nasen solle man aber nicht kleinreden, warnen die Augsburger Forscher. Die Ergebnisse ihrer Längsschnittstudie sollen auch als Grundlage für eine App dienen, die Allergiker mit Informationen versorgt, zum Beispiel wann Aktivitäten im Freien sinnvoll sind oder wann Patienten auf Medikamente angewiesen sind. Das ist zumindest der langfristige Plan, auch wenn die Forscher dafür momentan erst noch personalisierte Informationen sammeln müssen.

5.000 Birken, 40 Probanden

Die kommen von den rund vierzig Probanden der Allergie-Studie, die ein Allergie-Tagebuch führen und regelmäßig untersucht werden. Diese Daten werden mit dem Pollenflug abgeglichen, den die Pollenmonitore an verschiedenen Standorten messen, beispielsweise in Augsburg, aber auch auf der Zugspitze. Außerdem sind die Forscher selbst mit Fahrrad und GPS unterwegs, um die Pollenschleudern in der Stadt zu kartieren: So gibt es allein in Augsburg 5.000 Birken, die jedes Frühjahr blühen. Bis man deren Pollenbelastung allerdings bis auf den Tag und die Straße genau vorhersagen kann, müssen die Augsburger Umweltmediziner aber wohl noch eine Weile forschen.