Sie sind gern gesehen bei Veranstaltungen wie dem Oktoberfest. Sie sichern Fußballspiele und Demonstrationen. Und sie werden gern von Einheimischen wie Touristen zum Beispiel im Englischen Garten fotografiert: Die Reiterstaffel schmückt die Münchner Polizei bei zahlreichen Einsätzen.
200 Pferde in den nächsten fünf Jahren
Gut 40 Pferde gehören derzeit der Polizei-Reiterstaffel München an, fünf weitere dem Reitertrupp Rosenheim. Auf 65 Pferde soll in den nächsten fünf Jahren in München aufgestockt werden. Für Nürnberg sind 45 Pferde geplant, 30 für Augsburg und jeweils 20 für Regensburg, Würzburg und Ingolstadt. Das wären insgesamt 200 Pferde, das erfuhr der BR über das Vorhaben der im Innenministerium angesiedelten Arbeitsgruppe.
Fluchttier Pferd muss Teamplayer werden
Doch der Ausbau der Polizei-Reiter gestaltet sich als schwierig: Nicht jedes Pferd eigne sich, erklärt Wilhelm Schmidbauer, bayerischer Landespolizeipräsident: "Man braucht besonders geduldige Tiere, die schnell ein stabiles Vertrauensverhältnis zum Polizeireiter aufbauen.“
Geduld ist aber nicht nur beim Pferde-Kauf gefragt, auch bei der Anschaffung: Bis ein Pferd eingesetzt werden kann, um gegnerische Fan-Gruppen bei einem Fußball-Spiel auseinander zu halten, können bis zu zwei Jahre Ausbildung vergehen.
Langwierige Ausbildung für Ross und Reiter
Die Pferde müssen beispielsweise lernen, über knackendes Plastik zu laufen oder bei Schüssen nicht zu erschrecken. Denn als Fluchttiere suchen sie normalerweise bei solchen Situationen das Weite.
Bisher werden die Pferde in einem Stall auf dem Olympia-Reitgelände in München Riem ausgebildet. Allerdings gibt es für die Ausbildung der zusätzlichen Pferde nicht genügend Platz, sagt Jürgen Ascherl stellvertretender Landesvorsitzender der Polizeigewerkschaft DPolG in Bayern: "Meines Wissens nach muss die Unterkunft demnächst verlassen werden, und die Boxen würden auch nicht für den Bedarf ausreichen“, sagt Ascherl.
Das bedeutet für die vom Innenministerium eingesetzte Arbeitsgruppe, dass sie nicht nur Pferde und weitere Ställe an den neuen Standorten braucht, sondern auch eine neue, größere Stallanlage für die Münchner Reiterstaffel.
Befürchtung der Gewerkschaft, dass Polizisten abgezogen werden
Doch nicht nur das ist herausfordernd, auch die Personal-Situation bereitet der Polizeigewerkschaft DPolG Bauchschmerzen: Rund 200 erfahrene zusätzliche Polizeibeamte bräuchte man für die neue Reiterstaffel, meint Jürgen Ascherl. Dem ohnehin unterbesetzten Polizei-Streifendienst dürfen sie nicht entzogen werden, mahnt der Polizei-Gewerkschafter: "Die klare Forderung der DPolG war, dass sowohl die Reiterstaffel, als auch die Grenzpolizei für die Landespolizei personalneutral passieren muss, das heißt, es darf keinerlei Personal bei der bayerischen. Landespolizei abgezogen werden und das wurde uns auch von der Politik so zu gesagt.“
Fest steht: Ein Großteil der Dienstzeit von Pferd und Reiter gehen für Pflege und Training drauf. In nicht mal der Hälfte der Zeit könnten Polizei-Einsätze erfolgen, schätzt Jürgen Ascherl.
Zudem liegt der Schwerpunkt der berittenen Polizei auf Veranstaltungen wie Volksfesten. Auf Terminen, auf denen sich Ross und Polizei-Reiter vor allem aufs Repräsentieren verstehen. Und das sieht Landespolizeipräsident Schmidbauer als großen Vorteil.
Polizeipferde als Marketingzweck
In Zeiten, wo Polizisten immer wieder angegriffen und angefeindet werden, seien Pferde ideal zum Repräsentieren, und als Marketing-Mittel für die Polizei, meint Schmidbauer: "Wir müssen wieder mehr in Erscheinung treten. Pferde sind dazu das ideale Einsatzmittel. Allein die Höhe und Größe ist schon beeindruckend.“
Interessant am Aufbau der "bayerischen Kavallerie“, wie Ministerpräsident Söder bei seiner Regierungserklärung sie nannte, ist: Nach BR-Informationen hat kein Polizei-Präsidium die berittenen Polizisten angefordert. Womöglich dürften dann künftig auf noch viel mehr Volksfesten repräsentable Rösser und ihre Polizei-Reiter auftauchen.