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Archivbild: Horst Seehofer von hinten

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Politikexpertin: "Das war unklug von Seehofer"

Politikexpertin: "Das war unklug von Seehofer"

Das Votum der Jungen Union Bayern für einen personellen Neuanfang in der CSU schwächt nach Einschätzung der Politikprofessorin Münch die Position von Parteichef Seehofer weiter. Linken-Fraktionschef Bartsch sieht Seehofer sogar schon vor dem Aus.

Die Direktorin der Akademie für politische Bildung in Tutzing, Ursula Münch, sagte, die JU-Forderung sei zwar keine "revolutionäre Neuerung", aber "ein weiterer Stein auf der Waage", die sich zu Seehofers Ungunsten neige. Es sei durchaus bedeutend, dass die personalstarke Junge Union, die aus verschiedenen Bezirksverbänden zusammengesetzt ist, nun einen personellen Neuanfang verlange. 

Dass der CSU-Chef seinen Auftritt auf der JU-Landesversammlung in Erlangen abgesagt hat, war laut Münch "unklug". Jetzt hänge vieles davon ab, was Markus Söder machen werde.

"Söder muss aufpassen"

Der bayerische Finanzminister gilt als aussichtsreichster Kandidat für die Seehofer-Nachfolge. In den vergangenen Wochen hatte er allerdings keine Kritik an Seehofer geäußert und auch keine eigenen Forderungen gestellt. "Es ist schon verwunderlich, dass er gerade so zurückhaltend ist", so Münch. "Er versucht, andere seine Gefechte führen zu lassen. Aber er muss aufpassen, dass ihm das nicht als Feigheit ausgelegt wird." Söder müsse jetzt mal konkret werden. "Es geht bei der CSU im Kern darum, mit wem die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl 2018 zu erreichen ist. Nur warten, dass der Posten des Spitzenkandidaten auf ihn zufällt, das wird auch für Söder nicht funktionieren“, so die Politologin. Söder soll morgen auf der JU-Landesversammlung in Erlangen sprechen.

"Time to say goodbye"

Der Linken-Fraktionschef im Bundestag, DIetmar Bartsch, hält Seehofer nach dem JU-Votum offenbar für stark geschwächt. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter stellte er die Frage, ob Seehofer für die CSU überhaupt noch die Sondierungsgespräche in Berlin führen könne: "Hat #Seehofer noch ein Mandat, die #SchwarzeAmpel zu verhandeln?" Und Bartsch fügte hinzu: "Horsti, "Time to say goodbye"!

Zuvor hatte die JU Bayern als erste einflussreiche Parteiorganisation den CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten in öffentlicher Abstimmung zum Rückzug aufgefordert. Seehofer müsse "jetzt den Weg bahnen für einen geordneten Übergang an der Spitze der Staatsregierung", beschlossen die Delegierten der JU-Landesversammlung mehrheitlich in Erlangen.