Der Einsatz von Glyphosat ist zwar in Deutschland per Gesetz erlaubt, doch es gibt großen Widerstand gegen die Verwendung des Pestizids, das unter anderem unter dem Markennamen "Roundup" verkauft wird.
Die gelbe Stelle ist beim Ortstermin an der Futterwiese im Axdorfer Feld bei Traunstein nicht mehr recht groß. Doch das habe vor Kurzem noch völlig anders ausgesehen, sagt Michael Harant. Der junge Mann wollte eigentlich nur in einem kleinen Waldstück Ausschau nach Steinpilzen halten, als er seinen Augen nicht traute:
"Das Erste, was wir gesehen haben, war die grausig-gelb kaputtgespritze Wiesn." Michael Harant
Er machte sich schlau und hörte sich um:
"Dass da scharfe Chemie ausgebraucht worden ist, das hat man gesehen. Wir haben dann einen uns bekannten Anwohner gefragt, ob die was gesehen haben. Er hat uns erzählt, dass der Bauer sein 'Roundup'-Zeug ausgespritzt hat mit Glyphosat, um da Platz zu machen für ertragreiche Monokultur von Wiesensaatgut." Michael Harant
Enttäuschung bei Verbrauchern
Als er auch noch feststellte, dass der konventionelle Landwirt Genossenschaftsmitglied bei den Pidinger Milchwerken ("Berchtesgadener Land") ist, seine Tiere möglicherweise mit diesem hier gewachsenen Grünfutter füttert, war er enttäuscht und sauer. Harant wandte sich an Molkerei und Presse. Wie ihm geht es inzwischen einigen, die von der Glyphosat-Wiese gehört haben:
"Ich finde es skandalös, dass einerseits bienenfreundlicher Landkreis Traunstein ausgeschrieben wird, andererseits werden solche Flächen vernichtet. – Es ist ja nicht Aufgabe des Verbrauchers, dass er sagt: 'Oh Gott, wie schauen die Wiesn aus? Igitt, da kommt meine Milch her?!' Die Qualität sollte eigentlich sichergestellt werden von den Milchwerken, nicht von den Verbrauchern!" Umfrage
Laut Molkerei "wenige Einzelfälle"
Das mehrfach ausgezeichnete Pidinger Unternehmen mit rund 1.800 Milchlieferanten zwischen Watzmann und Zugspitze hat nach eigenen Angaben von dem Pestizideinsatz nichts gewusst. Kontrolliert werden die konventionellen Landwirte bislang offenbar nicht.
Offiziell will seitens des Unternehmens derzeit niemand etwas zum Glyphosatzeinsatz sagen; es wird auf eine Vorstands- und Aufsichtsratssitzung in der kommenden Woche verwiesen. In einer schriftlichen Stellungnahme an den Bayerischen Rundfunk heißt es aber:
"Die Molkerei Berchtesgadener Land befürwortet diese Vorgehensweise in keinster Weise. Wir gehen davon aus, dass es sich um wenige Einzelfälle in unserem Milcheinzugsgebiet handelt. Unsere Hofberater haben aufgrund des Hinweises direkt mit dem speziell betroffenen Landwirt Kontakt aufgenommen und sind sicher, dass eine entsprechende Anwendung dort nicht mehr erfolgt. Wir werden mit den Landwirtschaftsämtern, den Schulen und Maschinenringen dahingehend im Einzugsgebiet ins Gespräch treten, damit diese Praxis nicht weiter empfohlen wird." Aus der schriftlichen Stellungnahme der Molkerei
Internes Verbot von Glyphosat möglich
Auch Michael Harant hat mittlerweile von der Molkerei Antworten auf seine E-Mail bekommen. Dabei wird auf die rechtliche Zulassung von Glyphosat in Deutschland verwiesen. Trotzdem wollen sich die Milchwerke Berchtesgadener Land in der kommenden Woche mit einem internen Verbot befassen. Verbraucher Harant hofft darauf.
"Ich würde mir wünschen, dass dann auch das Produkt das hält, was es verspricht. Und zwar, dass die Milch von Kühen kommt, die mit ganz normalem Grünfutter gefüttert werden. Ich unterstütze regionale Bauern, die die Molkerei beliefern und nicht irgendwelche Chemiekonzerne und Saatgutkonzerne aus Amerika, die ihr gentechnisch verändertes Saatgut bei uns verkaufen und ausbringen wollen. Weil wenn ich das unterstützen wollte, dann könnte ich die Milch gleich im Discounter kaufen." Michael Harant