Professor Niklas-Medaille: Bundesminister Özdemir mit dem Preisträger Georg-Sebastian Sperber
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Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zeichnete Georg Sperber mit der Professor Niklas-Medaille aus.

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Özdemir zeichnet Steigerwald-Förster Georg Sperber aus

Özdemir zeichnet Steigerwald-Förster Georg Sperber aus

Georg Sperber ist für manche ein Held, für andere ein Spinner. Zeitlebens hat der frühere Förster für einen naturnahen Wald gekämpft. Bundesminister Cem Özdemir hat den fast 90-Jährigen in Berlin nun als "Pionier des Waldschutzes" geehrt.

Im Steigerwald ist Georg Sperber für einige ein rotes Tuch. Denn seit vielen Jahren fordert er dort einen dritten bayerischen Nationalpark, was viele Waldbesitzer und die bayerische Staatsregierung aber ablehnen.

Doch auch schon früher sorgte der Förster für Aufregung: Als er in den 1970er Jahren in Bonn im Agrarausschuss des Bundestages als Experte über die Jagd auf Rotwild im Nationalpark Bayerischer Wald reden sollte und schon am Rednerpult stand, wurde er in letzter Minute gestoppt: durch einen Anruf aus der Staatskanzlei aus München. Dem Förster im Staatsdienst war ein sofortiges Redeverbot auferlegt worden.

Sperber: Naturgemäß war nicht gefragt

Der geborene Nürnberger Georg Sperber studierte in den 1950er Jahren Forstwissenschaft. Nach dem Krieg gab es kaum noch naturnahe Wälder, weil die Menschen dringend den Rohstoff Holz brauchten. Als er 1962 sein Staatsexamen machte, gelang ihm das mit einer List, erinnert er sich: "Wenn da einer versucht hat, irgendetwas Naturgemäßes abzusondern, lag er völlig daneben. Ich habe ein hervorragendes Staatsexamen gemacht, weil ich überzeugend gegen das Naturgemäße geschrieben hab. Es war aber das letzte Mal."

Kampf für den Steigerwald

1969 wurde er stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, wollte dort aber nicht bleiben, weil sein Traum ein eigenes Forstamt war. So landete er in Ebrach im Steigerwald, wo er heute noch wohnt. "Ebrach hatte noch sehr viele altmodische Buchenbestände und die sollten nun so schnell wie möglich weg. Die Buche galt als verlorene Baumart, als etwas Gestriges." Seitdem kämpft er für den Erhalt der alten Buchenwälder: "Ich musste zunächst einmal meine Förster überzeugen, dass das ab sofort alles ganz anders wird. Ich habe mich mit den Förstern an die Kahlschlagfront hingestellt und gesagt: wir führen nicht mehr Krieg gegen den Wald."

Demos vor der Haustür

Als Förster ist Georg Sperber nicht gegen die Nutzung von Holz: "Wir können nicht überall Totalreservate schaffen, dazu brauchen wir den Rohstoff Holz zu dringend. Aber wir müssen uns den Luxus erlauben können, wenigstens auf Teilflächen die Natur Natur sein zu lassen.“

Doch als Georg Sperber schließlich zum stärksten Befürworter eines dritten bayerischen Nationalparks im Steigerwald wurde, stand er öffentlich in der Schusslinie: "Die Eskalation war vorhersehbar. Ich wusste ja, wie das im Bayerischen Wald gelaufen war." Vor seinem Haus gab es Demonstrationen mit Traktoren: "Wie ich raus bin, und gefragt habe, was wollt ihr denn eigentlich, war die Antwort: Wir fackeln dir die Bude ab."

Höchste Auszeichnung für Sperber

Aufgegeben hat der fast 90-jährige Georg Sperber trotz Redeverbot über die Hirschjagd und trotz vieler persönlichen Anfeindungen nie. Dafür wurde er am 13. Oktober 2022 in Berlin von Cem Özdemir (Grüne) mit der Professor Niklas-Medaille ausgezeichnet, benannt nach dem ersten bundesdeutschen Landwirtschaftsminister. Bundesminister Özdemir würdigte Sperber für sein Lebenswerk: "Pioniere erkennt man oft erst, wenn ein Thema in aller Munde ist. Mit unglaublicher Kraft und langem Atem engagiert sich Georg Sperber seit Jahrzehnten für den Waldschutz – und das sehr erfolgreich! Heute ist uns allen bewusst, wie wichtig ein gesunder Wald als Ökosystem und für den Klimaschutz ist."

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