Hinter einem Zaun ist ein schwarzes Bauwerk sichtbar, in dem sich die Aktivfolterkohleanlage des Wasserwerks von Altötting und Neuötting befindet.
Bildrechte: BR / Laila Heyne

Die bestehende Filteranlage soll mit hochwertigerer Aktivkohle nun auch Gen-X besser aus dem Altöttinger Trinkwasser filtern können.

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Neue Aktivkohle filtert Gen-X aus Altöttinger Trinkwasser

Alle Brunnen rund um Altötting sind wieder am Trinkwassernetz: Zwei von ihnen mussten im Februar gesperrt werden, weil sie den Leitwert für die Chemikalie Gen-X überschritten. Nun kommt hochwertigere Aktivkohle zum Einsatz.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Stand jetzt wirkt neue Aktivkohle in der alten Filteranlage bei Altötting gegen die Chemikalie Gen-X. Seit Ende März füllt sie drei der sechs Filter, rund 350.000 Euro hat der Wechsel gekostet. Wassermeister Alois Wieser zeigt sich erleichtert: "Ich fühle mich auf einem guten Weg." Sicher könne man es erst in einem halben Jahr sagen, aber bei den ersten Messungen lagen die Werte für die Chemikalie unter dem vorgegebenen Leitwert. Deshalb sind die betroffenen Brunnen nun wieder am Trinkwassernetz.

Über dem Leitwert: Zwei Brunnen im Februar gesperrt

Anders war es noch im Winter: Damals überschritt das Wasser aus den beiden Brunnen im Altöttinger Staatsforst den neu eingeführten Leitwert für die Chemikalie HFPO-DA, besser bekannt als Gen-X. Das städtische Wasserwerk nahm die Brunnen deshalb im Februar vom Netz und bestellte hochwertigere Aktivkohle für die bereits bestehende Filteranlage.

Wasser wird schon lange mit Aktivkohle gefiltert

Das Wasser aus den beiden Brunnen im Altöttinger Staatsforst wird schon seit einigen Jahren mit Aktivkohle gefiltert, denn es war lange mit einer anderen Chemikalie der gleichen Stoffgruppe belastet: PFOA aus der Industrie im Bayerischen Chemiedreieck. Die Chemikalie ist mittlerweile in der EU verboten, denn sie steht im Verdacht, krebserregend zu sein und baut sich in der Umwelt nicht ab. Gen-X sollte PFOA ersetzen, die Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) hält aber auch Gen-X für einen besorgniserregenden Stoff.

Gröbere Aktivkohle bindet Chemikalien besser

Mit Aktivkohle lässt sich PFOA wegen der chemischen Zusammensetzung besser aus dem Trinkwasser filtern als Gen-X. Denn Gen-X ist wasserlöslicher und dockt deshalb schlechter an der Aktivkohle an. Die neue, hochwertigere Aktivkohle in der Altöttinger Filteranlage ist gröber und bietet den Chemikalien mehr "Andockfläche". Dadurch kann momentan auch Gen-X besser gefiltert werden, wie die Testergebnisse eines unabhängigen Labors von Mitte April zeigen. Da lagen alle Werte unter den Leitwerten.

Trinkwasser wird monatlich auf Chemikalien geprüft

Wie lange die neue Aktivkohle wirken wird, kann Wassermeister Alois Wieser nicht sagen. Im städtischen Wasserwerk herrscht nun erstmal wieder Regelbetrieb. Das Trinkwasser wird jede Woche auf Keime und Bakterien untersucht, einmal im Monat auf Chemikalien - die seien beständiger, so Wieser. Sollten Leitwerte erneut überschritten werden, kann die Wasserversorgung für die Städte Altötting und Neuötting sowie die Gemeinde Winhöring wieder auf unbelastetes Tiefenwasser umgestellt werden, wie in den vergangenen Monaten. Davon geht der Wassermeister aber erst einmal nicht aus.

Überlegung: Neue Brunnenanlage an anderer Stelle?

Für die Zukunft überlegen die Verantwortlichen in Altötting, eventuell eine neue Brunnenanlage an einer anderen Stelle zu bauen. Zumindest, falls sich das Grundwasser aus dem Staatsforst irgendwann nicht mehr filtern lasse. Bislang existieren dort zwei Brunnen mit einer Tiefe von etwa 60 Metern und zusätzlich noch drei Tiefbrunnen, die Tiefengrundwasser aus rund 200 Metern Tiefe fördern. Das solle an sich aber eher geschont werden, so der Wassermeister. Seit Anfang der Woche kommt das Trinkwasser wieder je zur Hälfte aus dem Staatsforst und den Tiefbrunnen, wodurch es auch etwas kalkhaltiger ist.

Diskussion um PFAS-Produzenten in Gendorf

Derweil geht in der Region die Diskussion um die sogenannten PFAS weiter, die Stoffgruppe, zu der auch Gen-X und PFOA gehören: Denn Dyneon, einer der größten europäischen Hersteller von PFAS, ist unweit von Altötting im Chemiepark Gendorf angesiedelt und soll laut dem amerikanischen Mutterkonzern 3M 2025 geschlossen werden – auch wegen Verbotsplänen der EU, an denen auch Deutschland beteiligt ist. Da andere Unternehmen im Bayerischen Chemiedreieck von PFAS als Vorprodukten abhängig sind, herrschen vor Ort Standortsorgen. PFAS werden aktuell etwa für Computerchips, medizinische Geräte, Windräder, Brennstoffzellen oder Batterien von Elektroautos benötigt.

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