Bildrechte: BR

Neonazi-Treffpunkt in Oberprex

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Neonazi-Treffpunkt in Oberprex: Enteignung beschäftigt Gericht

Fast vier Jahre ist das Verbot des rechtsextremen "Freien Netz Süd" her. Nun steht nach BR-Recherchen ein Gerichtstermin wegen der Enteignung des Neonazi-Treffpunkts in dem kleinen oberfränkischen Oberprex bei Hof fest.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Am 7. Juni verhandelt das Verwaltungsgericht Bayreuth über die Klage der Hausbesitzerin gegen den Freistaat Bayern. Dies hat eine Gerichtssprecherin heute Mittag auf Anfrage des BR mitgeteilt.

Anwesen wird zum Neonazi-Treffpunkt

Die Mutter des Neonazi Tony Gentsch hatte das Anwesen in Oberprex 2010 gekauft – angeblich als Altersruhesitz. Doch schnell entwickelte sich die ehemalige Gaststätte in dem kleinen Dorf an der fränkisch-tschechischen Grenze zum Treffpunkt für Neonazis aus ganz Deutschland. Auch der mehrfach verurteilte Martin Wiese soll in Oberprex gesehen worden sein.

Rechtsextremer Versandhandel von Oberprex aus

Außerdem hatte hier auch ein rechtsextremer Versandhandel von Tony Gentsch und Matthias Fischer seinen Sitz. Dieser Versandhandel wurde im Juli 2014 vom bayerischen Innenministerium ebenso verboten wie das rechtsextreme "Freie Netz Süd" – gleichzeitig wurde auch das Anwesen in Oberprex beschlagnahmt. Eine Klage von Unterstützern gegen das Vereinsverbot des "Freien Netz Süd" war bereits 2015 vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof abgewiesen worden. Etliche Sympathisanten des "Freien Netz Süd" sollen inzwischen in der rechtsextremen Partei "Der Dritte Weg" aktiv sein.

Jugendarbeit gegen Extremismus wird fortgesetzt

Unabhängig von der Zerschlagung des Neonazi-Treffpunkts in Oberprex wird die Jugendarbeit gegen Extremismus in der Region fortgesetzt. Diese Projektstelle ist wohl eine bayernweit einmalige Zusammenarbeit von Kirche und Politik, so der Hofer Dekan Saalfrank heute in Hof bei der Vorstellung der Sozialpädagogin Jennifer Bernreuther. Die 30-Jährige tritt die Nachfolge von Diakonin Sabine Dresel an.

Projektstelle gekürzt

Seit 2013 teilen sich der Landkreis Hof, die politische Gemeinde Regnitzlosau sowie das evangelische Dekanat Hof und die Kirchengemeinde Regnitzlosau und ein Zusammenschluss von evangelischen Kirchengemeinden aus Oberbayern die Kosten für die Stelle. Diese oberbayerische Solidaritätsaktion lief nun nach fünf Jahren aus. Aufgrund des Verbots des "Freien Netz Süd" habe sich die Arbeit der Projektstelle geändert. Nun stehen nicht mehr Aktionen gegen die akute Bedrohung durch Rechtsextreme im Mittelpunkt, sondern Präventionsarbeit in Kinder- und Jugendgruppen und die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sowie Jugendleitern, so Dekan Saalfrank.

Nun wurde die Projektstelle auf eine Dreiviertel-Stelle gekürzt – ein Viertel zahlt der Landkreis Hof, ein Viertel die Gemeinde Regnitzlosau, den Rest teilen sich das Dekanat Hof und die Kirchengemeinde Regnitzlosau.