Ernst Grube, heute 84 Jahre alt, ist ein echtes Münchner Kindl. Er wuchs in den jüdischen Gemeindehäusern neben der einstigen Synagoge am Lenbachplatz auf. Beide Eltern waren Kommunisten, die Mutter Jüdin. Die Zerstörung der Synagoge durch die Nazis 1938 sah Grube mit eigenen Auge. Viele seiner Freunde und Verwandten wurden deportiert und ermordet.
Grube selbst wird Ende 1944 zusammen mit Mutter und Geschwistern in das KZ Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung durch die Rote Armee kehrte die Familie nach München zurück, Grube engagierte sich in Gewerkschaft und Friedensbewegung sowie in der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und in der Kommunistischen Partei. Mehrfach geriet er in Konflikt mit Polizei und Justiz, die im Nachkriegsdeutschland von alten Nazis durchsetzt waren.
Judenstern auf Tisch im Rathaus geknallt
Grube arbeitete als Malermeister und Berufsschullehrer, in den 1970er-Jahren drohte ihm als Kommunist Berufsverbot. Doch Grube suchte persönlich seine Sachbearbeiter im Münchner Rathaus auf und knallte ihm den Judenstern auf den Tisch, den ihm einst die Nazis verpasst haben – das Berufsverbot wurde zurückgenommen. Doch noch vor wenigen Jahren sorgte die Staatsregierung für einen öffentlichen Aufschrei, weil sie Grube im Verfassungsschutzbericht als Linksextremisten diffamierte.
Heute ist Ernst Grube hoch geachtet. Er ist Vorsitzender der Lagergemeinschaft Dachau und Präsident des Kuratoriums bayerischer Gedenkstätten. Regelmäßig tritt er als Zeitzeuge in Schulen und bei Gedenkveranstaltungen auf und engagiert sich gegen Neonazis.
"Der Preisträger Ernst Grube hat es sich Zeit seines Lebens zur Aufgabe gemacht, über die Verbrechen der NS-Diktatur aufzuklären und Konsequenzen diktatorischer Systeme aufzuzeigen." Aus der Begründung der Jury
Verleihung im November
Die Verleihung findet am 6. November statt. Der Preis ist nach dem Hitler-Attentäter Georg Elser benannt, mit 5.000 Euro dotiert und wird seit 2013 alle zwei Jahre als städtischer Preis vergeben.