Rufbus per Klick, das ist in Murnau seit drei Jahren möglich - die Frage ist nur, wie lange noch.
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Rufbus per Klick, das ist in Murnau seit drei Jahren möglich - die Frage ist nur, wie lange noch.

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Mobilität auf dem Land: Murnauer Vorzeigeprojekt vor dem Aus

Eigentlich ist der Rufbus Omobi in Murnau ein Erfolgsmodell. Er befördert rund 120 Personen pro Tag. Doch nun steht das preisgekrönte Projekt vor dem Aus. In einer Sondersitzung des Gemeinderats soll über Omobis Zukunft entschieden werden.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Der Murnauer Rufbus Omobi war vor drei Jahren einer der Pioniere für On-Demand-Mobilität auf dem Land. Das preisgekrönte Projekt steht jetzt aber vor dem Aus. Heute Abend ist eine Sondersitzung des Gemeinderats im Kultur- und Tageszentrum angesetzt.

Rufbus Omobi befördert 120 Personen pro Tag

Eigentlich ist Omobi ein Erfolgsmodell: Erst fuhr nur ein Bus, dann folgte ein zweiter. Nachbarorte wie Riegsee und Seehausen wurden integriert, die Nutzerzahlen stiegen. Rund 120 Personen werden derzeit pro Tag befördert. Algorithmen berechnen die optimale Route und bündeln Fahrten, Fahrgäste schätzen die Flexibilität, ein Klick in der App oder ein Anruf, und der Minibus kommt zu einer der Haltestellen, die über den ganzen Ortsbereich verteilt sind. Vor fast jeder Haustür hält der Bus. Eine Fahrt kostet pro Person 2,50 Euro. Vor allem Kinder und Jugendliche sowie Senioren nützen das Angebot. Rainer Paschen, Vorstand vom Seniorenbeirat in Murnau, spricht von einem neuen Lebensgefühl für die älteren Bürger im Ort.

Kritik an Vorzeigeprojekt Omobi

Schon seit Längerem bekommt das Vorzeigeprojekt jedoch Gegenwind. Zu teuer, zu ineffektiv lauten die Vorwürfe der Kritiker. Josef Bierling von der CSU spricht von Steuergeldverschwendung und zielt dabei auf die Fördergelder, mit denen der Ortsbus zur Hälfte subventioniert wird. Ohne alle Förderungen und den Anteil der Gemeinde würde eine Fahrt bei zirka 19 Euro liegen, rechnet er vor.

Grüne wollen Mobilität für alle mit Ringbuslinie

Welf Probst von den Freien Wählern sieht in Omobi einen Taxiersatz, und dieser Luxus sei auf Dauer nicht tragbar. Auch die Grünen schließen sich der Kritik an. Sie wünschen sich stattdessen Mobilität für alle und bringen eine Ringbuslinie ins Spiel.

Lediglich die Bürgermeisterpartei ÖDP/Bürgerforum und Rathaus-Chef Rolf Beuting positionierten sich zuletzt für das Rufbus-System. Sie sehen nichts Verfängliches in Fördergeldern. Sie bezweifeln, dass ein Linienbussystem mehr Menschen Mobilität bringen würde, und zudem würde bei einem Linienbus der Großteil der Fördergelder wegfallen, weil die der Freistaat ausdrücklich für solche innovativen Rufbus-Systeme zur Verfügung stellt.

Wolfgang Küpper von der ÖDP findet, Fördergelder dürften den Bürgern nicht vorenthalten werden. Schließlich subventioniere der Freistaat innovative Rufbussysteme gezielt im ländlichen Raum, um Bürgern mehr Mobilität zu bieten. Abzüglich sämtlicher Fördergelder und der Einnahmen durch die Fahrttickets komme er auf eine Belastung für den Markt Murnau von etwa 3 Euro pro Fahrtgast. Der ÖPNV sei immer defizitär und brauche Unterstützung.

Sondersitzung im Gemeinderat zu Omobi

In einer Sondersitzung am Montagabend im Kultur- und Tageszentrum soll über die Zukunft von Rufbus Omobi entschieden werden. Jedoch stehen die Chancen auf eine Verlängerung des Vertrags über den 30. Juni 2023 hinaus schlecht. Vier von fünf Fraktionen sind gegen den Rufbus.

Ohne den Rufbus könnte Murnau ab Juli komplett ohne jeglichen Bus dastehen, da so kurzfristig auch kein Alternativkonzept möglich sei. Damit will sich Rainer Paschen vom Seniorenbeirat nicht abfinden. Zusammen mit dem Verein für Wirtschaftsförderung hat der Seniorenchef Unterschriften gesammelt. Die Unterstützung für Omobi in der Bevölkerung sei groß. Innerhalb von nur fünf Tagen seien über 1.400 Unterschriften für den Bürgerantrag zusammengekommen, so Paschen.

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