Begleitet von einem schrillen Alarmton öffnet sich ein gigantische Stahltor, 140 Tonnen schwer, atombombensicher. Dahinter: Luftschleusen und meterdicke Betonwände. Ein Bunker aus Zeiten des Kalten Krieges. Im Falle eines Angriffs wäre von hier aus der Gegenschlag erfolgt.
Jetzt will der Memminger Christoph Rossner hier ein Hanflabor einrichten. Die Lage direkt am Memminger Airport sei dafür perfekt, erklärt Rossner beim Rundgang durch den Bunker. Und auch laut Betäubungsmittelgesetz ist nur ein Hochsicherheitsgebäude wie dieses geeignet dafür.
"Obwohl es ja eigentlich eine Pflanze ist, anbauen müssen wir sie im Atombombenbunker, weil laut Paragraph 3 von ihr eine Gefahr für Dritte ausgeht." Christoph Rossner
Beste Voraussetzungen für den Cannabisanbau
Hanf als Heilmittel gegen Alzheimer, Epilepsie und Krebs: Das ist das Ziel der Forschung, die Rossner hier bald betreiben will. Doch dafür braucht es Pflanzen mit hohem THC-Gehalt, steril und keimfrei. Der Bunker mit eigenem Wassersystem und vierfachem Notstrom bietet dafür beste Voraussetzungen:
"Selbst wenn mal der Strom ausfällt: Um unsere Pflanzen müssen wir uns keine Sorgen machen." Christoph Rossner
Auch die raumgroßen Stahlcontainer, die noch immer in der der Mitte des Bunkers stehen, will Rossner umfunktionieren.
"Hier wurden Radaranlagen geprüft, ohne dass nach außen abgestrahlt wurde. Wir können jetzt ohne elektromagnetische Beeinflussung Pflanzen analysieren und Mutterpflanzen aufbauen, in einer eigenen Atmosphäre halten. Das ist für die Forschungen sehr wichtig." Christoph Rossner
Überzeugt von seinem Hanf-Konzept
Erstmal aber muss das Labor noch eingebaut werden in den Bunker. Und auch wenn das Gebäude, das erst Anfang der Achtzigerjahre gebaut und Ende der Neunziger stillgelegt wurde, in erstaunlich gutem Zustand ist - Lichter, Böden und Decken müssen neu installiert werden. Um das zu finanzieren, hat Rossner Investoren an Bord geholt. 17 Jahre lang hat er für seine Idee gekämpft, unzählige Anträge geschrieben. Inzwischen bewertet auch das Bayerische Wissenschaftsministerium das Projekt positiv. Und Rossner ist inzwischen überzeugt, dass sein Konzept endlich aufgeht.
"Weil Cannabis international immer mehr als Medikament anerkannt wird und man sieht, dass es nicht nur als Medikament dienen kann, sondern auch als Kunststoff, Faserverbundstoff oder als Energieträger. Das wollen wir alles mit unseren Forschungen neu beleuchten." Christoph Rossner
Bereits ab Januar könnten die ersten Hanfpflanzen in den Atombunker einziehen, wenn bis dahin alle Sicherheitsauflagen erfüllt und alle Risiken ausgeräumt sind. Denn kein Gramm Forschungshanf darf den Bunker verlassen. Aus Sicht der Bundesopiumstelle ist dafür selbst das atombombensichere Stahltor noch nicht ausreichend: Denn dem fehlt ganz einfach ein offizielles Sicherheitszertifikat.